Bundeskanzler Olaf Scholz beim Festakt zum 125-jährigen Bestehen der Emschergenossenschaft. Foto: Rupert Oberhäuser/EGLV
29.11.2024

125 Jahre Emschergenossenschaft

Bundeskanzler Olaf Scholz hat der Emschergenossenschaft zum Jubiläum gratuliert. In Bochum nannte er die Renaturierung der Emscher „ein visionäres Generationenprojekt“.

Die Emschergenossenschaft wurde 1899 als erster öffentlich-rechtlicher Wasserwirtschaftsverband Deutschlands gegründet und war damit Vorbild für weitere Flussgebiete. Der Umbau des Abwassersystems von 1992 bis 2021 war eines der bedeutendsten Infrastrukturprojekte Europas und eine der größten Renaturierungsmaßnahmen der Welt. Scholz würdigte die Weitsicht dieses Projektes: „Am Ende haben sich an der Emscher nicht die Skeptiker, die Mutlosen und die Meckerer durchgesetzt – sondern diejenigen, die an eine bessere Zukunft, an einen blauen Himmel über der Ruhr und an eine saubere Emscher geglaubt haben, die Zeit und Energie in dieses Projekt investiert haben.“ NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst nannte die Emschergenossenschaft einen wichtigen Impulsgeber: „Die Gründung der Emschergenossenschaft und damit des ersten Wasserwirtschaftsverbandes Deutschlands vor 125 Jahren markiert den Beginn einer beispiellosen Transformation der Region, von der wir bis heute als Land profitieren.“

Der Emscher-Umbau, der die Abwasserentsorgung von oberirdischen „Köttelbecken“ in einen unterirdischen Kanal verlegte, gilt als Export-Schlager. In Ländern wie Japan, Korea und China, Kolumbien und den USA interessiere man sich für den Emscher-Umbau, hieß es bei der Jubiläumsveranstaltung in der Jahrhunderthalle. Die Erfolge seien sichtbar: Fische wie Groppen, Forellen und Stichlingen seien in die renaturierte Emscher zurückgekehrt. An ihren Ufern wurden die seltene Gebirgsstelze und die Blauflügelige Prachtlibelle gesichtet.

Die Abwasserfreiheit der Emscher sei Impulsgeber für zahlreiche städtebauliche Veränderungen in der Region, sagte der Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft, Prof. Dr. Uli Paetzel: „Der Phoenix See in Dortmund-Hörde, entstanden auf dem Gelände eines ehemaligen Stahlwerkes, wäre genauso wie der Umbau der ehemaligen Kläranlage Bernemündung in Bottrop-Ebel zum weit über die Region bekannten BernePark ohne das Abwasserprojekt Emscher-Umbau vermutlich nicht erdacht worden – und die Alte Emscher im Duisburger Norden wäre heute kein offizielles Fischereigewässer.“ Paetzel kündigte mehr Freizeitflächen an: „Im kommenden Jahr werden wir im Bereich des Natur- und Wasser-Erlebnis-Parks in Castrop-Rauxel und Recklinghausen den ersten Emscher-Strand fertigstellen.“ Weitere Strände sind auch in Gelsenkirchen/Stadtgrenze Essen und Oberhausen geplant – das Baden in dem ehemaligen Industriefluss ist vorerst aber noch nicht erlaubt.

wsp

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