Präsentierten das Programm zum Themenjahr "2021: Jüdisches Leben in Deutschland" (v.l.n.r.): Matthias Löb, LWL-Direktor, Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin, Dr. Uri-Robert Kaufmann, Leiter der Alten Synagoge - Haus jüdischer Kultur, Milena Karabaic, LVR-Dezernentin für Kultur und Landschaftliche Kulturpflege, Ulrike Lubek, LVR-Direktorin. Foto: Alexandra Stiens / LVR-Zentrum für Medien und Bildung
01.12.2020

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Die Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe kooperieren im Rahmen des bundesweiten Programms „2021: Jüdisches Leben in Deutschland“.

Unter dieser Überschrift sollen die unterschiedlichsten Projekte und Ausstellungen der Vielfalt des jüdischen Lebens eine große Bühne geben. „Denn die Vergangenheit und jüngste Ereignisse verpflichten uns dazu, uns mit aller Kraft und Kompetenz antisemitischen Strömungen entgegenzustellen“, sagte LWL-Direktor Matthias Löb. „Das Projekt soll ein klarer politischer Appell für ein friedliches Zusammenleben sein“, so Ulrike Lubek, Direktorin des Landschaftsverbands Rheinland, bei der Vorstellung des Programms in der Alten Synagoge in Essen.

Mit rund zwei Millionen Euro Förderung bringen sich die beiden Landschaftsverbände ein. 800.000 Euro davon steuert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mit seiner Kulturstiftung bei. Anlass des Jubiläumsjahres sind 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Im Jahr 321 hatte Kaiser Konstantin ein Dekret erlassen, das den Provinzhauptstädten im Römischen Imperium die Berufung von Juden in den Stadtrat gestattete.

24 Projekte in 14 Städten

In Westfalen sollen insgesamt 24 Projekte verwirklicht werden, sagte LWL-Direktor Matthias Löb. Daran beteiligt sind auch sämtliche zehn jüdischen Gemeinden in der Region. In 14 Städten sind Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Filmreihen, Tanz- und Theaterperformances geplant.

Moodshots. Projekt des Jüdischen Museums Westfalen, Dorsten: Filmprojekt "#jüdisch". Foto: Ilja Kagan, Draw-A-Change Filmproduktion

Moodshots. Projekt des Jüdischen Museums Westfalen, Dorsten: Filmprojekt „#jüdisch“. Foto: Ilja Kagan, Draw-A-Change Filmproduktion

Die Aktionen sollen die ganze Bandbreite des jüdischen Lebens und seinen Einfluss auf Musik, Kunst, Literatur, Tanz und Film zeigen. Dabei werden ländliche Regionen ebenso berücksichtigt wie die großen Städte Westfalens. „Wir haben viele Veranstaltungen von vornherein mit doppeltem Boden geplant. Die Formate finden sowohl digital im Netz als auch analog vor Ort statt“, sagte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger mit Blick auf die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie.

„Jüdischer Kultursommer“ in Dorsten

Der Förderkreis Alte Synagoge Epe in Gronau im Kreis Borken will zum Beispiel zusammen mit verschiedenen Partnern aus der Kulturszene und der jüdischen Gemeinschaft der Grenzregion ein Musikprojekt starten: Unter dem Titel „Nicht nur Klezmer – Vielfalt erleben“ initiiert der Förderkreis im Herbst 2021 in Gronau, den Niederlanden und an der Landesmusikakademie Heek ein Musikfest mit jüdischen Klängen von der Romantik bis heute, so der LWL.

In Dorsten lockt eine Bühne im Jüdischen Museum von Juli bis September zum „Jüdischen Kultursommer“. Dort treten junge Künstler aus der Region auf. Im November wird im LWL-Preußenmuseum Minden aus Anlass der Wiedereröffnung des Hauses mit der Schau „Jüdisch? Preußisch? Oder was?“ (11.11.2021 – 11.09.2022) die neue Sonderausstellungsfläche eingeweiht. Darüber hinaus soll „das Thema auch in die Schulen“ getragen werden, betonte Löb. So wurden zum Beispiel Filmprojekte eigens für Bildungseinrichtungen konzipiert.

Wanderausstellung reist durch NRW

Zentraler Bestandteil des Programms ist eine vom MiQua, dem Jüdischen Museum im Archäologischen Quartier Köln des LVR, konzipierte Wanderausstellung, die im nächsten Jahr durch NRW tourt. In vier multimedialen Ausstellungskuben stehen bedeutende und weniger bekannte Persönlichkeiten im Fokus, deren Lebenswege markante Ereignisse und Epochen jüdischer Geschichte in Deutschland widerspiegeln, so der LWL.

Dabei geht es um die Themen „Recht und Unrecht“, „Leben und Miteinander“, „Religion und Geistesgeschichte“ sowie „Gesichter, Geschichten und Gefühle“. Die Kuben lassen die 1700-jährige Geschichte und Geistesgeschichte des Judentums in Deutschland erfahrbar werden. Von Mai bis Juni 2021 wird sie im LWL-Landeshaus in Münster zu sehen sein, von Mitte Oktober bis Dezember im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund.

jüb/wsp

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