25 Jahre Westfälische Pflegefamilien
Die Westfälischen Pflegefamilien (WPF) feiern Geburtstag. Seit 25 Jahren gibt es diese spezielle Art der Pflegefamilie: Besonders geeignete Pflegeeltern kümmern sich um Kinder und Jugendliche, die nicht mehr bei ihren Eltern leben können, für die ein Heim oder eine klassische Pflegefamilie aber nicht der richtige Lebensort ist.
Fast 4000 Kinder hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe als Träger des Modells bisher in Westfälische Pflegefamilien vermittelt. Zur Zeit leben rund 1900 Kinder und Jugendliche in 1500 Familien. Beratung und Begleitung erhalten sie von einem der 49 WPF-Träger, dessen Verbund der LWL koordiniert. „Diese spezielle Form der Familienpflege hat sich bewährt und weitet sich aus. Sie ist das größte Sonderpflegemodell in Deutschland mit einheitlichen Qualitätsstandards“, sagte LWL-Jugenddezernentin Birgit Westers zum Jubiläum. Besonders bei den Westfälischen Pflegefamilien ist, dass viele von ihnen zusätzlich pädagogisch oder medizinisch qualifiziert sind und durch einen Familienberater begleitet werden.
Intensive Begleitung hilft in Krisenzeiten
Dieses Modell wurde in den 1990er Jahren vom LWL-Landesjugendamt entwickelt. Denn immer häufiger wünschten sich ältere Kinder, die in Heimen untergebracht waren, in einer Familie zu leben. Deshalb hat der LWL zunächst selbst nach Pflegefamilien für sie gesucht und bald Kontakt zu freien Trägern aufgenommen, um mit ihnen gemeinsam den Trägerverbund Westfälische Pflegefamilie zu betreiben. „Diese Kinder haben schon viel erlebt, sie tragen einen großen Rucksack voller Probleme mit sich“, erzählt Paul Krane-Naumann, Sachbereichsleiter beim LWL-Landesjugendamt. Deshalb bietet das System Westfälische Pflegefamilie den Pflegeeltern eine intensive Begleitung. „Das hat sich in Krisenzeiten schon oft als sehr wichtig erwiesen. Etwa wenn sich die Kinder damit beschäftigen, wo sie herkommen und warum gerade sie Probleme haben“, so Krane-Naumann.
Teil des Verbundes der Westfälischen Pflegefamilien ist auch die Evangelische Stiftung Overdyck in Bochum. „Wir sind sehr froh, ein Teil des Verbundes zu sein“, sagt Stiftungsgeschäftsführer Stefan Wutzke. „Diese Mädchen und Jungen brauchen einerseits professionelle Hilfe, andererseits aber auch ‚eine richtige Familie‘ – beides bekommen sie in den Westfälischen Pflegefamilien. Wir von Overdyck begleiten, beraten und betreuen die Familien regelmäßig und intensiv. Das ist eine wirklich außergewöhnliche Qualität.“
Es könnten noch weit mehr Kinder und Jugendliche vermittelt werden, berichtet die Stiftung. Dafür bräuchte es allerdings mehr Pflegeeltern. Dabei muss es sich nicht um ein klassisches Familienmodell handeln. Auch zum Beispiel Alleinerziehende oder gleichgeschlechtliche Paare können eine Westfälische Pflegefamilie werden. Weitere Informationen gibt es hier.
wsp