Kohlekraftwerk Datteln 4 startet Regelbetrieb
Das umstrittene Steinkohlekraftwerk Datteln 4 nimmt an diesem Samstag (30.5.20209) seinen kommerziellen Betrieb auf. Das hat ein Sprecher des Betreibers Uniper bestätigt. Umweltaktivisten planen Proteste.
Schon in den vergangenen Monaten hatte das Kraftwerk große Mengen Strom produziert und ins Netz eingespeist. „Mit der geplanten Inbetriebnahme am 30. Mai liegen wir in dem von uns kommunizierten Zeitrahmen“, so der Sprecher weiter.
Während sowohl die Bundesregierung als auch die NRW-Landesregierung immer wieder betont hatten, dass das Hochfahren des Kraftwerks sinnvoll sei, da im Gegenzug ältere Steinkohlekraftwerke abgeschaltet werden könnten, wuchs der Protest von Umweltverbänden und Klimaaktivisten. Bund und Land argumentieren, dass durch die Abschaltung alter Kraftwerke die zusätzlichen Kohlendioxid-Emissionen von Datteln 4 kompensiert würden. Würde das moderne Kraftwerk nicht in Betrieb gehen, wären außerdem hohe Schadenersatzzahlungen fällig.
Mehrere andere Kraftwerksblöcke werden abgeschaltet
Der Vorstandsvorsitzende von Uniper, Andreas Schierenbeck, hatte auf der virtuellen Hauptversammlung des Unternehmens in der vergangenen Woche gesagt: „Uniper strebt an, durch die geplanten freiwilligen Stilllegungen der alten und ineffizienten Anlagen und die Inbetriebnahme von Datteln 4 ihre CO2-Emissionen in Deutschland in den nächsten fünf Jahren noch einmal um bis zu 40 Prozent zu senken und gleichzeitig die Versorgungssicherheit für die von ihr belieferten Kunden und Kommunen aufrechtzuerhalten.“
Konkret nannte er die Abschaltung von knapp 3000 Megawatt an Kohlekraftwerkskapazität: Stillgelegt werden sollen drei Kraftwerksblöcke in Scholven sowie das Kohlekraftwerk Wilhelmshaven bis Ende 2022 mit einer installierten Leistung von 1500 Megawatt. Bis spätestens Ende 2025 sollen weitere Kapazitäten im Umfang von 1400 Megawatt abgeschaltet werden, so Schierenbeck. Im Gegenzug werde das Unternehmen Datteln 4 bis 2038 betreiben.
Proteste von Klimaaktivisten
Klimaaktivisten haben für Samstag Proteste angekündigt. „Es sind verschiedene Aktionen vor Ort geplant. Aber auch bundesweit wird es Proteste geben“, sagte Lili Braun vom Bündnis Fridays for Future im Gespräch mit westfalenspiegel.de. In den Augen der Bewegung sei es „absurd, dass das Kraftwerk an den Start geht. Da fehlen uns fast die Worte“, so Braun. Es sei nicht nachvollziehbar, dass man mit Schiffen Kohle aus anderen Teilen der Welt heranhole, obwohl man in Deutschland über alternative Technologien zur Stromerzeugung verfüge.
Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hatte in einer Studie für den Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) zum Kohleausstieg in Deutschland Kritik am Hochfahren des Kraftwerks Datteln 4 geäußert: „Außerdem ist die Inbetriebnahme von Datteln 4 zu kritisieren, die gemäß den Empfehlungen der Kohlekommission nicht erlaubt sein sollte. Zwar sollen dafür andere Kraftwerke im Rahmen von Sonderausschreibungen vom Netz genommen werden, aber die derzeitigen Regeln stellen nicht sicher, dass es dadurch nicht zu mehr CO2-Ausstoß kommen wird.“ Es reiche nicht aus Kraftwerke in entsprechender Kapazität abzuschalten, sondern es müssten im gleichen Maße CO2-Emissionen vermieden werden wie durch den Betrieb von Datteln 4 ausgestoßen würden, heißt es in der Studie.
Uniper hat mit RWE und der Deutschen Bahn bereits vor etlichen Jahren langfristige Verträge zur Abnahme gewisser Strommengen geschlossen. RWE hat auf dem Rechtsweg versucht, aus diesen Verträgen heraus zu kommen. Bisher allerdings ohne Erfolg. Die Bahn teilte auf Anfrage von westfalenspiegel.de lediglich mit, dass man sich zu laufenden Verträgen nicht äußern könne. „An den Klimazielen der DB ändert die Inbetriebnahme von Datteln 4 allerdings nichts“, so eine Sprecherin.
jüb/wsp
