Geschäftsführer Lasse Rheingans hat in seiner Agentur die Büroräume leer geräumt. Foto: Rheingans Digital Enabler
27.01.2021

Homeoffice statt Büro

Seit Mittwoch gilt das Recht auf Homeoffice. Arbeitgeber müssen Mitarbeitern den Dienst zuhause ermöglichen, wenn keine zwingenden Gründe dagegen sprechen. In vielen Verwaltungen oder auch Unternehmen ist das flexible Arbeiten bereits eingespielt.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat den Ausbau von Heimarbeitsplätzen stark beschleunigt, berichtet Dr. Georg Lunemann, Kämmerer des Verbands und Personalchef von 18.000 LWL-Beschäftigten. Die Zahl der Homeoffice-Plätze beim LWL habe sich seit Beginn der Pandemie auf fast 3700 verdoppelt. So gut wie jeder zweite Büroarbeitsplatz des LWL sei mittlerweile zuhause. Dabei macht es einen großen Unterschied, in welchem Bereich die Mitarbeiter tätig sind: Während in der Verwaltung die Homeoffice-Quote bei mehr als 80 Prozent liegt, ist der Anteil in den LWL-Kliniken mit neun Prozent natürlich deutlich niedriger.

„Datenbank statt Aktenbock“

Eine entscheidende Voraussetzung für das Homeoffice sei die Digitalisierung, betont Lunemann, der beim LWL auch für die IT zuständig ist: „Ein Notebook und Internet reichen nicht, denn die Kollegen müssen zuhause auch auf die Akten zugreifen können. Und dafür müssen diese Akten in einer Datenbank und nicht auf dem Aktenbock im Büro liegen.“

Für die Kommunen in Westfalen hat das Thema Homeoffice eine neue Dringlichkeit erhalten. Beim Kreis Unna gab es schon vor der Pandemie die Möglichkeit, zu Hause dienstliche Aufgaben zu erledigen. Nun arbeiten rund 550 Mitarbeiter, und damit fast die Hälfte der Belegschaft, von daheim. Die sogenannten Telearbeitsplätze seien vollwertig ausgestattet, berichtet Landrat Mario Lohr: „Unsere hauseigene IT-Abteilung hat da Großartiges geleistet. Schließlich kommt es bei uns in der Verwaltung auch in besonderem Maße auf Datenschutz und Datensicherheit an.“ Während der Wechsel ins Homeoffice für die Verwaltungsmitarbeiter in der Regel unkompliziert sei, gebe es auch Bereiche, in denen die Arbeit nicht von zu Hause aus erledigt werden kann: Tierpfleger, Mitarbeiter im Bauhof oder auch im Bürgerbüro zählen dazu. 

Pioniere in Sachen Homeoffice

Die Bielefelder Agentur Rheingans ist Pionier in Sachen flexibles Arbeiten. Bereits vor drei Jahren hat die Unternehmensberatung den Fünf-Stunden-Arbeitstag eingeführt. Im Zuge des ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 kam dann der Schritt hin zum ortsunabhängigen Arbeiten. Mitarbeiter können weitgehend selbst entscheiden, ob sie zuhause oder in der Agentur ihre Aufgaben erledigen. Die Büroräume fungierten als eine Art Andock-Station für das Team.

Für Geschäftsführer Lasse Rheingans ist dieses Angebot eine Frage der Haltung: „Das ortsunabhängige Arbeiten ist nun ein zweiter großer und wichtiger Schritt hin zu einer neuen Arbeitswelt, in der Menschen mit ihren Talenten und Stärken so wirksam wie möglich werden können und gegenseitiges Vertrauen ein wichtiger Pfeiler für zielführende und sinnstiftende Zusammenarbeit ist“, erläutert er. Sogar die Büroräume der Agentur wurden leergeräumt, um neuen Gestaltungsspielraum zu schaffen. Eine Erkenntnis hat Rheingans bereits erhalten: „Wir haben im coronabedingten „Zwangs-Homeoffice“ festgestellt, dass es bei der Arbeit, die wir machen, vollkommen gleich ist, an welchem Ort wir sie erledigen.“ 

aki/wsp

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