Zum 100. Geburtstag widmet das LWL-Museum für Kunst und Kultur dem Künstler Joseph Beuys eine Sammlungspräsentation. Foto: LWL/Neander
11.05.2021

Joseph Beuys zum 100.

Jahrhundertkünstler, Aktivist, Lehrer und Philosoph – Joseph Beuys war vieles. In diesem Jahr wäre er 100 Jahre alt geworden. Das wird auch in Westfalen gefeiert.

Das LWL-Museum für Kunst und Kultur präsentiert zum 100. Geburtstag des Künstlers etwa 45 ausgewählte Werke und Projekte, darunter bislang kaum ausgestellte Werke. Ein Fokus liegt auf Beuys‘ Multiples. „Multiples sind keine Unikate, sondern Editionen mit unterschiedlichen Auflagen. Durch ihr handliches Format und einen erschwinglichen Preis sollten sie Beuys’ Werke in die breite Gesellschaft tragen”, so der LWL.

Beuys, am 12. Mai 1921 in Krefeld geboren, avancierte zu einem der einflussreichsten, aber auch umstrittensten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Der Mann mit Anglerweste und Hut machte mit seinen Aktionen und Werken von sich und von seiner Kunst reden. So verbrachte er in den 1970er Jahren zwei Tage mit einem lebenden Kojoten in einer New Yorker Galerie. Zur documenta 1982  pflanzte er „7000 Eichen” und in den 1980er Jahren war sein Name auf vielen Zeitungstitelseiten, weil eine zu eifrige Putzkolonne mit einer Fettecke in der Düsseldorfer Kunstakademie auch Beuys‘ Kunstwerk weggewischt hatte.

Im Herbst des vergangenen Jahres sorgte ein Werk des Künstlers erneut für bundesweite Schlagzeilen: die Capri-Batterie. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur hatte das Werk an das Theater Oberhausen für eine Ausstellung verliehen, als die Capri-Batterie verschwand. Eine Künstlergruppe („Frankfurter Hauptschule”) bekannte sich zu dem Diebstahl und behauptete, das Ausstellungsstück nach Afrika gebracht zu haben, um auf Raubkunst im Kolonialismus hinzuweisen. Doch die „Capri-Batterie” war in einem Lagerraum das Oberhausener Theaters und fand wohlbehalten den Weg zurück nach Münster. Auch dieses Werk ist in der Sammlungspräsentation im LWL-Museum zu sehen.

Das Ende des Kapitalismus ist gezählt: Joseph Beuys beim 1. Jour Fixe 1981 in Düsseldorf. Foto: Jürgen Leiendecker 1981

Das Ende des Kapitalismus ist gezählt: Joseph Beuys beim 1. Jour Fixe 1981 in Düsseldorf. Foto: Jürgen Leiendecker 1981

Die Ausstellung „Die unsichtbare Skulptur“ am Weltkulturerbe Zollverein in Essen rückt die gesellschaftliche Bedeutung von Joseph Beuys in den Mittelpunkt. Die Schau beleuchtet die für sein Werk zentralen Themen Demokratie, Ökologie und Kreativität und nimmt sein Konzept der „Unsichtbaren Skulptur“ in den Blick: Ideen und kreative Prozesse rückten in den Mittelpunkt seiner Arbeit als Aktivist und Künstler. Die schöpferische Kraft der Kunst sollte neu entfaltet werden, um eine freie, nachhaltige und lebenswerte Gesellschaft als „Soziale Plastik” aufzubauen. Die Essener Ausstellung reflektiert auch Beuys’ Verbindung zum Ruhrgebiet am Beispiel der von ihm gegründeten Freien Internationalen Universität mit Zweigstellen in Gelsenkirchen und Essen. Interessiert können der Geschichte der „Fluxus Zone West“ im Ruhrgebiet der 1970er-Jahre nachspüren.

Die Ausstellung „Die unsichtbare Skulptur“ läuft in der Halle 8 auf Zollverein bis zum 26. September 2021. Coronabedingt ist die Schau zurzeit nicht geöffnet. Weitere Informationen hier.

wsp

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