17.06.2021

Streit am „Fletch Bizzel“ eskaliert

Der geplante Neustart des traditionsreichen Theaters Fletch Bizzel in Dortmund scheint vorerst gescheitert. Erst vor wenigen Monaten hatten der Theatermacher Till Beckmann und die Kulturmanagerin Cindy Jänicke die Leitung übernommen. Nun wird ihre Kündigung vor dem Arbeitsgericht verhandelt.

Wie verschiedene Dortmunder Medien berichten, gab es bereits im Frühjahr Unstimmigkeiten zwischen dem Theater und dem Vermieter des Gebäudes im Dortmunder Klinikviertel, wo das Fletch Bizzel seit Jahrzehnten ansässig ist. Auslöser des Konfliktes war wohl eine Ausstellung zu urbaner Kunst und die Frage, wo welche Graffiti angebracht werden dürfen. Der Streit eskalierte, so dass der Trägerverein des Theaters den beiden neuen Leitern, die das Kunstprojekt initiiert hatten, fristlos kündigte.

Das neue Leitungsteam am Fletch Bizzel: Till Beckmann stammt aus Herne. Bekannt ist der Autor und Schauspieler auch durch die Auftritte mit seinen Geschwistern als Ensemble Spielkinder. Die Dramaturgin und Kulturmanagerin Cindy Jänicke ist gerade aus Flensburg nach Dortmund gezogen. Zuvor hat sie an vielen Orten in Deutschland und international Theater gemacht. Foto: Marcel Richard

Till Beckmann und Cindy Jänicke hatten die Leitung des Theaters Fletch Bizzel im Februar übernommen. Foto: Marcel Richard

Im Raum stehen zahlreiche Vorwürfe. Von fehlender Absprache und unterschiedlichen Vorstellungen über die zukünftige Ausrichtung des Theaters ist die Rede. Auch geht es um eine möglicherweise mangelnde Rückendeckung durch den langjährigen Theaterleiter Horst Hanke-Lindemann, der dem Trägerverein nach wie vor angehört. Er hatte Anfang des Jahres den Chefposten an Beckmann und Jänicke übergeben. Von einem „Generationswechsel“ und einem freundschaftlichen Verhältnis sprachen seine Nachfolger damals im Interview mit dem WESTFALENSPIEGEL.

Der Dortmunder Theaterstreit zieht Kreise. Die Kündigung der Theaterleiter wird vor dem Dortmunder Arbeitsgericht verhandelt. Dort sprach Hanke-Lindemann nach Berichten des Dortmunder Online-Portals „Nordstadtblogger“ von einem Vertrauensmissbrauch durch die neue Leitung.

Dortmunder Künstler, darunter der Regisseur Adolf Winkelmann, kritisierten in einem offenen Brief an den Kulturdezernenten Jörg Stüdemann hingegen den Umgang mit Beckmann und Jänicke und verlangten Transparenz in dem Streit um das mit öffentlichen Geldern geförderte Theater.

Die Schauspielerin Maja Beckmann, Schwester von Till Beckmann, hat angekündigt, den ihr verliehenen Tana-Schanzara-Preis zurückzugeben. „Ich möchte keinen Preis annehmen von einem Veranstalter (Horst Hanke-Lindemann), der seine Mitarbeitenden mit fadenscheinigen und diffamierenden Gründen fristlos kündigt“, zitiert der „Ruhrbarone“-Blog die Schauspielerin. Die Auszeichnung wurde ihr 2010 im Rahmen des RuhrHochDeutsch-Festivals verliehen. Die Dortmunder Veranstaltungsreihe wird von Hanke-Lindemann geleitet. Er ist auch Mitglied der Preisjury.

wsp

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