Mondpalast-Prinzipal Christian Stratmann. Foto: Bettina Engel-Albustin/ Mondpalast
13.08.2021

„Jetzt wollen wir wieder Theater machen“

Nach rund anderthalb Jahren Corona-Pause startet das Theater Mondpalast von Wanne-Eickel wieder mit Komödien. Wir haben mit Prinzipal Christian Stratmann über den Stillstand und den Neubeginn im Theater gesprochen.

Herr Stratmann, wie ist die Stimmung im Theater kurz vor dem Neustart?
Es gibt eine große Spannung und Freude bei allen Schauspielern und Mitarbeitern darüber, dass es nun wieder mit der ersten richtigen Vorstellung vor einem fast ausverkauften Haus los geht. Viele Stammgäste werden im Publikum sitzen. Wir spielen „Das Schweigen der Frösche“, es ist ein Stück über eine feucht-fröhliche Gartenparty und ein Desaster hinter dem Gartenzaun, das wir auch in der letzten Vorstellung vor dem Lockdown gezeigt haben.

Der Mondpalast ist bekannt für seine Komödien. Können Sie die ‚auf Abstand‘ spielen?
Nein, eine Komödie mit anderthalb Metern Abstand zu spielen, ist nicht möglich. Die Szenen, die ja auch vom körperlichen Einsatz der Schauspieler leben, würden so nicht funktionieren. Um unbesorgt und mit vollem Einsatz spielen zu können, sind daher alle Ensemblemitglieder vollständig geimpft.

 

Der Mondpalast in Wanne-Eickel.

Der Mondpalast von Wanne-Eickel. Foto: Mondpalast

Sie dürfen nur die Hälfte der Zuschauerplätze besetzen. Kann ein freies Theater so wirtschaftlich überleben?
Zunächst geht es mir darum, im Mondpalast und bald auch wieder im RevuePalast Ruhr spielen zu können – ungeachtet der wirtschaftlichen Konsequenzen. Natürlich werden wir nicht ewig überleben können, wenn wir nur die Hälfte der üblichen Einnahmen haben. Aber jetzt wollen wir wieder Theater machen, nicht die Euros zählen.

Zu Beginn der Pandemie haben Sie auf die existenzbedrohende Lage freier Theater hingewiesen und auch die Politik scharf kritisiert.
Im ersten Lockdown war die Situation zunächst katastrophal. Es gab in den Ministerien anfangs kein Bewusstsein dafür, dass es Theater gibt, die Geld verdienen müssen und deren Überleben vom Ticketverkauf abhängt. Das hat mich als Unternehmer maßlos geärgert.

Wie haben Ihre Theater dann die Corona-Pause überstanden?
Unser Unternehmen hatte zum Glück Rücklagen, denn wir haben in den vergangenen Jahren erfolgreich gearbeitet und vorsichtig gewirtschaftet. Trotzdem mussten wir die staatlichen Überbrückungshilfen und Förderprogramme, die es dann ja auch gab, in Anspruch nehmen. Das war eine ganz neue Situation für mich. Als Unternehmer war es mir stets wichtig, selbstständig und unabhängig agieren zu können. Dass dies auf einmal nicht mehr möglich war, hat mich sehr belastet. Trotzdem stand für mich fest, dass ich den Lockdown durchstehen möchte – auch, weil ich so viel Zuspruch und Unterstützung von Stammgästen erfahren habe.

Spielen eine Komödie rund um den Gartenteich: Das Ensemble von "Das Schweigen der Frösche".

Spielen eine Komödie rund um den Gartenteich: Das Ensemble von „Das Schweigen der Frösche“. Foto: Arne Pöhnert / Mondpalast

Nun stehen Sie wieder am Eingang Ihres Theaters, um die Gäste zu begrüßen.
Und darauf freue ich mich sehr, dort ist mein liebster Platz. Als Prinzipal sehe ich mich vor allem als Gästeversteher und die Gäste schätzen das. Sie freuen sich, vor dem Beginn der Vorstellung ein paar Worte mit mir zu wechseln und auf diese Weise wirklich im Theater anzukommen. Da gibt es nun viel nachzuholen.

Interview: Annette Kiehl, wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Kultur"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin