Kleine Straße, viel Verkehr: Die Hörsterstraße in Münster wurde im Sommer im Rahmen eines Verkehrsversuchs gesperrt. Nicht jedem hat das gefallen. Foto: Stadt Münster / Ralf Emmerich
05.10.2021

Autofreie Altstadt fürs Klima

Münster soll bis 2030 klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, soll die Innenstadt teilweise autofrei werden. Bus- und Radverkehr sollen gestärkt werden.

Der Rat der Stadt Münster hat mehrere „Ad-Hoc-Maßnahmen“ beschlossen, um ein klimaneutrales Münster zu ermöglichen. Wichtige Punkte kommen dabei aus dem Bereich Verkehr. So soll geprüft werden, ob die Altstadt weitgehend autofrei werden könnte. Möglichst bis 2022 sollen der Domplatz und zwei Straßen für den individuellen Autoverkehr gesperrt werden, heißt es in einem Antrag der Koalition aus Bündnis 90/Die Grünen, SPD und Volt. Außerdem sollen Parktickets durch eine „Klimapauschale“ teurer werden. Der ÖPNV könnte hingegen durch ein 365-Euro-Jahresticket günstiger werden. Vorrang für den Busverkehr auf einigen Spuren und der Ausbau des Fahrradnetzes flankieren die Strategie. 

Bereits im Sommer hat die Stadt Münster in einem Verkehrsversuch getestet, wie dem Fahrrad- und Busverkehr mehr Raum gegeben werden kann. Ein Straßenabschnitt wurde für Autos gesperrt, Parkplätze für Sitzgelegenheiten freigegeben und am Hauptbahnhof wurde – auf Kosten des PKW-Verkehrs – eine durchgehende Busspur eingerichtet. Die Erfahrungen der inzwischen beendeten Versuche werden derzeit ausführlich ausgewertet, heißt es von der Stadt Münster. Ein Teilprojekt des Versuchs – die Vorfahrt für Radfahrer an einer Promenadenkreuzung – wurde nun vorzeitig beendet. Zahlreiche Verstöße gegen Verkehrsregeln, Staus und Verzögerungen des Busverkehrs hätten den Ausschlag gegeben, den Versuch an dieser Stelle abzubrechen. Eine ausführliche Auswertung der Erfahrungen soll aber noch folgen.

Radverkehr könnte in Zukunft auf mehr Straßen Vorfahrt erhalten – wie hier beim Verkehrsversuch auf der Förster Straße. Foto: Ralf Emmerich, Stadt Münster

Radverkehr könnte in Zukunft auf mehr Straßen Vorfahrt erhalten – wie hier beim Verkehrsversuch auf der Förster Straße. Foto: Ralf Emmerich, Stadt Münster

Schon beim Verkehrsversuch kritisierte die IHK Nord-Westfalen mit Sitz in Münster die Einschränkung für PKW in Münster. Nun reagiert die Kammer mit „Unverständnis“ auf die Beschlüsse des Rates. „Spürbare Auswirkungen auf die Innenstadt als wichtigen Wirtschaftsstandort“, prognostiziert IHK-Vizepräsident Fabian Roberg. Für Handel und Gastronomie sei die Erreichbarkeit für Kunden und Mitarbeiter ein wichtiger Wettbewerbsfaktor. Nun habe der Rat Maßnahmen beschlossen, ohne die Betroffenen einzubeziehen. Roberg verlangt „attraktive und funktionierende Alternativen“ und nennt die Münsterland-S-Bahn als Beispiel. „Aber bis das Konzept umgesetzt ist, werden mindestens noch 15 Jahre vergehen.“

Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe hat erst kurz vor der Bundestagswahl gemeinsam mit 20 weiteren Oberbürgermeistern eine „stärkere Mobilitätswende“ gefordert. In einem Appell an die kommende Bundesregierung lautet eine der Empfehlungen, den Städten mehr Handlungsspielräume bei der Verkehrsplanung zu geben. Fahrradstraßen, autofreie Innenstädte und eine Stärkung des Fuß- und Radverkehrs werden dabei als Beispiele genannt.

Annette Kiehl, wsp

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