
68 Texte Erinnerung
BUCHTIPP: Wiglaf Droste wird fehlen – niemand ging so berserkerhaft, provokativ und radikal mit seinen Texten um wie er, niemand dabei so aufrichtig und witzig lakonisch.
Nur drei Monate nach dem Tod des ostwestfälischen Autors und Droste-Hülshoff-Preisträgers am 15. Mai hat Klaus Bittermann mit glücklicher Hand einen Auswahlband zusammengestellt, der Droste so zeigt, wie er war: als Enfant terrible des deutschen Literaturbetriebs, als „Tucholsky unserer Tage“, der seine Texte mit der „Zärtlichkeit eines Holzhammers herausdrosch“ (Friedrich Küppersbusch), „intelligent, leidenschaftlich, humorsatt, poetisch“ (Fritz Eckenga). Die neu erschienene Auswahl zeigt noch einmal die große thematische Bandbreite und stilistische Vielfalt des Dros te‘schen Œuvres. Und auch, wie oft Westfalen in seinen Texten vorkommt – Familiäres, Lokales (Bielefeld), Schulerlebnisse, Reflexionen über den Heimatbegriff.
Droste brauchte, wie er sagte, manchmal den „Stall geruch seiner Heimat“, um das „Rohr wieder frei zu bekommen“ – um dann freilich wieder ins Großstadtgetümmel einzutauchen. Dort wurde er als kritischer Zeitkolumnist gebraucht.
Walter Gödden
Wiglaf Droste: Die schweren Jahre ab dreiunddreißig, Berlin: Edition Tiamat.
250 Seiten. 18 Euro. ISBN 9783893202522
Dieser Text erschien zuerst in Heft 5/2019 des WESTFALENSPIEGEL.
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