750 Jahre Soester Stadtarchiv
Das Soester Stadtarchiv feiert Jubiläum. Es zählt zu den ältesten Kommunalarchiven in Nordrhein-Westfalen.
Der Geburtstag des Archivs ist auf eine Nennung in einer Schenkungsurkunde vom 20. Mai 1272 zurückzuführen. Durch die Entwicklung der Stadt hin zu einer bürgerlichen Gemeinde entstanden zahlreiche Schriften, die aufbewahrt werden mussten. In der Schenkungsurkunde ist von einer Kiste die Rede, in der die Schriften gesammelt werden. Das Anlegen dieser Kiste bildete somit die Geburtsstunde des Archivs.
Das Soester Stadtarchiv umfasst eine große Menge an historischen Schriften. Da keine Brände oder Kriege das Archiv zerstörten, ist es heute das größte mittelalterliche Archiv einer Stadt in Westfalen. Die älteste Urkunde stammt aus dem Jahr 1166. Darin ist festgehalten, dass der Erzbischof Rainald von Dassel dem St.-Patrokli-Stift ein Waldstück überlässt. Bis ins 18. Jahrhundert sammelte das Archiv vor allem Schriften, die rechtliche Angelegenheiten regelten. Doch auch Martin Luther schrieb an die Stadt Soest. Zu den berühmtesten Dokumenten zählt jedoch das Nequambuch (1315-1421). Darin sind 13 Buchmalereien enthalten, die mittelalterliche Gerichtsszenen illustrieren.
Historische Dokumente müssen unter bestimmten klimatischen Voraussetzungen gelagert werden, damit sie möglichst lange erhalten bleiben. Um diese Bedingungen zu gewährleisten, bezog das Soester Stadtarchiv erst im vergangenen Jahr ein neues Quartier. Die Einrichtung steht heute allen interessierten Bürgern offen, betont Stadtarchivar Dr. Norbert Wex. Für Recherchen vor Ort stehen Akten und Amtsbücher, Urkunden und auch 70.000 Fotos und Karten zur Verfügung. In der Stadtbibliothek sind weitere 70.000 Bücher und 40 mittelalterliche Handschriftenbände Teil des Bestands.
Das Archiv geht aber auch mit der Zeit. So sind Ratsprotokolle der Jahre 1910 bis 1952 online einsehbar. Außerdem sind das älteste Missivenbuch von 1505 und das älteste Ratsprotokollbuch vom 16. Juni 1417 digital vorhanden. Das Missivenbuch beinhaltet Kopien von ausgehenden Schreiben der Stadt bis ins Jahr 1651. Entstanden ist das digitale Angebot durch ein Pilotprojekt des LWL-Archivamts für Westfalen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell gefördert wurde.
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