Experten haben die Rahmede-Brücke untersucht. Foto: Autobahn Westfalen
09.12.2021

A45 bleibt noch Monate gesperrt

Marode Rahmede-Brücke: Die Sauerlandlinie A45 bleibt bei Lüdenscheid noch für Monate in beide Fahrtrichtungen gesperrt.

Für den LKW-Verkehr wird diese Brücke wohl gar nicht mehr geöffnet werden. Eine Notverstärkung soll allerdings dafür sorgen, dass zumindest Pkw wieder über die A45 rollen können. Doch bis es so weit ist, wird es mindestens drei bis vier Monate dauern, erklärt Elfriede  Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH des Bundes.

Lkw sollen zukünftig durch eine Schrankenanlage von einer Überquerung des maroden Bauwerks abgehalten werden. Parallel zu den Arbeiten an der Brücke soll mit dem Bau einer Schrankenanlage auf der A45 zwischen Lüdenscheid-Nord und Lüdenscheid begonnen werden. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, den Pkw-Verkehr wieder auf die Brücke zu bringen, um so zumindest eine teilweise Entlastung für die umliegenden Städte und Gemeinden zu schaffen“, sagt Sauerwein-Braksiek. In einem Spitzengespräch in der kommenden Woche will die Autobahn Westfalen mit dem Land, den betroffenen Kommunen, Vertretern der Wirtschaft und der Bezirksregierung klären, wie der Bau einer neuen Brücke schneller genehmigt und vorankommen kann.

„Gefahr in Verzug“

„Die Rahmede-Brücke ist in einem sehr labilen Zustand, es war Gefahr in Verzug gewesen, daher haben wir in der vergangenen Woche auch die sofortige Sperrung veranlasst“, sagt Sauerwein-Braksiek. Offensichtlich konnte ein schlagartiges Zusammenbrechen der Brücke bei hoher Belastung nicht ausgeschlossen werden. Zwar wurde die Sanierungsbedürftigkeit der Brücke laut Ingenieurkamme-Bau-NRW schon 2014 festgestellt. Bei einer Regelprüfung im Jahr 2017 wurden aber keine gravierenden Mängel registriert, erklärt Sauerwein-Braksiek. Der Ersatzneubau hatte keine Dringlichkeit, andere Brückenbauprojekte sollten zuerst realisiert werden.

Der Zustand der Brücke sei besorgniserregend. Nun wird nachgebessert, damit Pkw wieder über die Brücke fahren können. Foto: Autobahn Westfalen

Der Zustand der Brücke sei besorgniserregend. Nun wird nachgebessert, damit Pkw wieder über die Brücke fahren können. Foto: Autobahn Westfalen

Die langfristige Sperrung der Brücke ist für die Stadt Lüdenscheid eine wahre Hiobsbotschaft. Bis zu 65.000 Fahrzeuge fuhren täglich über die Brücke. Seit der Sperrung am vergangenen Donnerstag quälen sich nun Tausende Autos und Lastwagen durch Lüdenscheid. „Für Lüdenscheid und die Umgebung ist das eine Katastrophe. Ich fordere nun mit allem Nachdruck, dass die Stadt sämtliche Unterstützung von den zuständigen Behörden und vom Land NRW erhält, um schnell eine Lösung für Pendler, Anwohner und Unternehmen umzusetzen“, sagte der Bürgermeister der Stadt, Sebastian Wagemeyer.

SIHK fordert Neubau in zwei Jahren

Auch die Wirtschaft klagt: „Die Vollsperrung der A45 bei Lüdenscheid wegen Brückenschäden ist ein schwerer Schlag für den Wirtschaftsstandort Märkisches Südwestfalen. Neben den häufig schon heute kaum erträglichen Auswirkungen eines über Jahrzehnte aufgebauten Investitionsstaus, dem jahrelangen Warten auf den Lückenschluss der A46 und den Hochwasserschäden an der Verkehrsinfrastruktur, bringt die Sperrung der A45 NRWs stärkste Industrieregion in eine dramatische Lage mit Blick auf die Verkehrsinfrastruktur“, schreibt die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) in einem offenen Brief an die Landesregierung. Ihr Präsident Ralf Stoffels fordert: „Was beim Tesla-Werk in Brandenburg und beim Brückenneubau nach der Katastrophe in Genua möglich war, muss jetzt auch in Nordrhein-Westfalen gelingen: Wir fordern einen Neubau der Rahmede-Brücke in zwei Jahren.“

Die Nachbesserungsarbeiten werden mehrere Monate dauern. Foto: Autobahn Westfalen

Die Nachbesserungsarbeiten werden mehrere Monate dauern. Foto: Autobahn Westfalen

Die Talbrücke Rahmede wurde 1968 errichtet. Die damaligen Brückenbauer hätten mit dem seit Jahrzehnten kontinuierlich steigenden Verkehrsaufkommen und den immer schwereren Lkw nicht gerechnet, erklärt Heinrich Bökamp, Präsident der Ingenieurkammer-Bau NRW. Und weiter: „Brücken sind systemrelevante und sensible Bauwerke, lässt man sie zu Schaden kommen, nimmt auch das öffentliche Leben Schaden und die Menschen verlieren das Vertrauen in ihre öffentliche Infrastruktur. Sicherheit ist ein nicht verhandelbares Gut, dies gilt umso mehr bei unseren vielfältigen Brückenbauwerken.“

Beschleunigtes Verfahren

Die Autobahn Westfalen hofft nun, dass die Neubauplanung beschleunigt werden kann. Hierzu hat sie bereits Kontakt mit den unmittelbaren Anliegern aufgenommen, um zum Beispiel Baugrunduntersuchungen und Vermessungsarbeiten durchführen zu können. „Wir müssen für eine schnelle Planung alle mit ins Boot holen, um langwierige Verfahren abzukürzen“, sagt Sauerwein-Braksiek. Sie hofft, dass neben den Verbänden und Behörden in der Region auch die Politik das beschleunigte Vorhaben unterstützt. „Ein normales Verfahren, das acht bis zehn Jahre dauert, können wir den Menschen hier nicht zumuten.“

jüb/wsp

Im Frühjahr 2021 haben wir mit Elfriede  Sauerwein-Braksiek ein Interview über den Zustand der Autobahnbrücken geführt. Es ist noch immer aktuell. Nachzulesen ist es hier: „Wir stoßen an Grenzen“

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