Abi-Brauch: LWL-Volkskundler erforschen die „Motto-Woche“
Westfalen (wh). Was früher der „Abi-Scherz“ mit Streichen am letzten Schultag vor den Prüfungen war, ist heute die „Motto-Woche“: Auch an westfälischen Gymnasien feiern die angehenden Abiturienten in diesen Tagen ihre letzte Schulwoche mit schrillen Verkleidungen, Polonaisen und einigen Bier-Kästen. Volkskundler des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben diesen noch jungen Brauch erforscht.
Dr. Peter Höher von der Volkskundlichen Kommission des LWL beobachtet den Trend zur Partywoche seit Mitte der 2000er Jahre und sieht darin deutliche Parallelen zur amerikanischen „Spirit Week“: „Vor dem endgültigen Auseinandergehen versichern sich die Abiturienten durch eine gemeinsame Aktion ihrer gegenseitigen Verbundenheit. Durch Rollenwechsel und Maskerade wird die den einen oder anderen beschleichende Unsicherheit überspielt“, erklärt der Volkskundler.
Der Schulstoff tritt dabei in den Hintergrund. „Es ist ja ganz schwierig, da noch Unterricht zu machen, wenn man die plötzlich verkleidet als kleine Schweinchen sieht“, kommentierte eine Lehrerin aus Bocholt die Maskeraden ihrer Schüler.
In dem Buch „Mit Wasserpistole und Ballkleid“ dokumentieren die LWL-Volkskundler solche Bräuche am Beispiel von Abschlussklassen aus Mettingen, Rheine, Iserlohn-Letmathe, Bocholt und Bünde.