Die Maskenpflicht fällt fast überall. Foto: pixabay
01.02.2023

Abschied von der Maske

Seit Anfang Februar gelten kaum noch Coronaschutzmaßnahmen. Die Maskenpflicht in Bus und Bahn entfällt ebenso wie die Isolierungspflicht nach einem positiven Test. 

Die Abschaffung der meisten Coronaschutzmaßnahmen deutet auf ein Ende der Pandemie hin. So ist etwa die Maskenpflicht bis auf wenige Ausnahmen (u.a. in Arztpraxen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen) abgeschafft. Auch müssen sich Infizierte nicht mehr in Isolation begeben. Das sei eine sehr vernünftige Entscheidung, erklärte der südwestfälische Europaabgeordnete und Arzt Dr. Peter Liese. „Es war sehr richtig, in den ersten Jahren der Corona-Pandemie absolute Vorsicht walten zu lassen. Durch die Maßnahmen wurden sehr viele Menschenleben gerettet. Aber mittlerweile hatte nicht nur jeder die Chance, sich impfen zu lassen, viele haben auch die Infektion hinter sich und sind deshalb geschützt.“ Zudem sei die Omikron-Variante des Coronavirus deutlich weniger tödlich als die Ursprungsvariante.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz mit Sitz in Dortmund, die für die Belange von Schwerkranken, Pflegebedürftigen und Sterbenden eintritt, findet kritischere Worte: „Fakt ist, die Hälfte der Corona-Toten lebte in einer Pflegeeinrichtung. Zudem waren zwei Drittel der am Virus verstorbenen Menschen pflegebedürftig. Diese traurige Bilanz zeigt, wo die staatliche Pandemie-Bekämpfung versagt hat“, erklärt der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, gegenüber dem WESTFALENSPIEGEL.

Schutzschild gegen Infektionen in der Altenpflege

Corona-Schutzmaßnahmen nach dem Gießkannen-Prinzip seien nie zielführend gewesen. In erster Linie müssten Pflegeheimbewohner und pflegebedürftige Menschen daheim effektiv geschützt werden, so Brysch weiter: „Denn Infektionen bergen ein hohes Lebensrisiko für diese verletzliche Personengruppe. Obwohl vor allem infizierte Pflegekräfte das Virus immer noch einschleppen, fehlt hier ein bundesweit geltendes, tägliches Testregime. Bund und Länder sind gefordert, das Schutzschild gegen Infektionen in der Altenpflege hochzuhalten.“

Während fast nirgendwo mehr Maske getragen werden muss, bleibt die Maskenpflicht in den Arztpraxen und anderen medizinischen Einrichtungen noch bestehen. Bei der Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) stößt das auf Unverständnis. Sie fordert die Aufhebung der gesetzlichen Maskenpflicht in medizinischen Einrichtungen. Corona spielte im derzeitigen Infektionsgeschehen nicht mehr die Hauptrolle, die Krankheitszahlen seien deutlich zurückgegangen, so ein Sprecher. „Daher ist es jetzt der richtige Zeitpunkt, den Weg in die Normalität zu finden, ohne dabei leichtsinnig zu werden. Die Praxen haben ausreichend Erfahrungswerte gesammelt – und könnten am besten selbst darüber entscheiden, ob in ihrer Praxis eine Maskenpflicht notwendig ist“, erklärt der Sprecher weiter.

Fazit aus der Kommunalpolitik

In der Politik hat die Zeit Aufarbeitung begonnen. Dr. Kai Zwicker, Landrat des Kreises Borken, zog unlängst in einem Zeitungsinterview eine gemischte Bilanz. Positiv bewertete er die gute und schnelle Reaktion der verantwortlichen Stellen zu Beginn der Pandemie. „Auch bei den Impfungen sind wir gut vorangekommen und hatten sehr hohe Quoten. Da hat uns natürlich die rasche Entwicklung des Impfstoffes geholfen.“ Zudem hob Zwicker hervor, dass die Kommunen effizient zusammengearbeitet haben. „Auch mit anderen Institutionen wie etwa der Kassenärztlichen Vereinigung beim Impfen.“

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Die Flut an Rechtsvorschriften mit Corona-Schutzverordnungen, Schulmails und anderem, sei allerdings „wahnsinnig viel in sehr kurzer Zeit“ gewesen, sodass es schwierig war, adäquat zu reagieren. „Das hat Akzeptanz gekostet“, konstatiert der Landrat. Sein erstes Zwischenfazit lautet: „Ich glaube, dass die Krisen der vergangenen Jahre – die Flüchtlingskrise, die Pandemie, der Krieg mit all seinen Auswirkungen – gezeigt haben, dass wir können, wenn wir müssen. Aber wir könnten mehr, wenn wir uns die Dinge einfacher machen würden.“

Während der Pandemie habe es unter den Landräten im Münsterland einen regelmäßigen Austausch gegeben, der bis heute anhalte, so Zwicker gegenüber dem WESTFALENSPIEGEL. „Das Vorgehen war oft gleich, aber nicht immer, was vor allem an unterschiedlichen Alleinstellungsmerkmalen lag, wie z. B. an der Situation der kreisfreien Stadt Münster oder der Grenznähe des Kreises Borken. Auch die Organisation in den Kreishäusern war zwar ähnlich, aber durchaus unterschiedlich, denkt man an die Rolle der eingerichteten Krisenstäbe. Die Zielerreichung war gleich, der Weg dorthin nicht immer. Hier werden wir sicher noch mehr rückblickend analysieren.“

jüb/wsp

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