15.12.2022

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Neue Höhle im Sauerland

Höhlenforscher haben im Sauerland eine neue Höhle entdeckt. Erste Erkundungen brachten eine große Zahl an Fossilien ans Licht.

Die Entdeckung der etwa 25 Meter langen und acht Meter tiefen Höhle sei ein Zufallsfund gewesen, erklärt Andreas Kolarik, Vorsitzender des Naturhistorischen Vereins Hönnetal (NVH). Zunächst sei ihm ein Stein aufgefallen, der in einem Straßengraben im Stadtteil Bockhausen lag und dort gar nicht hingehörte. „Das war eine Grauwacke, die an der Stelle eigentlich nicht vorkommt. Später habe ich beobachtet, dass an der Stelle Wasser in einem Loch verschwindet“, erzählt Kolarik im Gespräch mit dem WESTFALENSPIEGEL. Und zwar sehr viel Wasser. Etwa während des Starkregens im vergangenen Sommer, als große Wassermengen einfach im Boden verschwanden. Da war er sich sicher: Dort muss ein größerer Hohlraum sein.

Fossilien wie diese Muschel haben die Forscher bei ersten Erkundungen entdeckt. Foto: Kolarik/NVH

Fossilien wie diese Muschel haben die Forscher bei ersten Erkundungen entdeckt. Foto: Kolarik/NVH

Kolarik sollte recht behalten. Er informierte die Stadt Hemer, die wiederum eine Spezialfirma beauftragte, den Eingang der Höhle zu sichern. Danach konnten die Forscher in den unterirdischen Hohlraum einsteigen. Kolarik war einer der ersten, der sich durch den engen Einstieg zwängte. Dabei entdeckte er zahlreiche Fossilien wie versteinerte Korallen und Muscheln. „Wir haben auch Turmschnecken gesehen. Die große Menge an Fossilien hat uns schon sehr überrascht“, so Kolarik.

Eng und feucht ist es in der neuentdeckten Höhle in Hemer. Foto: Kolarik/NVH

Eng und feucht ist es in der neuentdeckten Höhle in Hemer. Foto: Kolarik/NVH

Besucher werden die Höhle wohl nicht sehen können. „Es ist sehr schmal und eng dort unten. Auch der Einstieg ist schwierig“, so Kolarik. Vielleicht ist die kleine Höhle in Brockhausen aber auch nur der Anfang eines größeren Höhlensystems. „Man spürt einen ständigen Luftzug und außerdem muss das viele Wasser, dass in dem Loch verschwunden ist, ja auch irgendwo hin“, sagt Kolarik. Gemeinsam mit seinen Vereinskollegen will er weiter forschen, ob es nicht doch ein weiterführendes System hinter der bisher entdeckten kleinen Höhle gibt. „Aber damit warten wir bis zum Sommer, wenn die Höhle trockener ist“, sagt Kolarik.

jüb/wsp

Höhlen-Update: Auf Nachfrage zu den weiteren Expeditionen in diesem Sommer schrieb uns Andreas Kolarik:

Die Höhle trägt nun offiziell den Namen Grabenponor. Wir haben im Sommer tatsächlich etwas weiter geforscht, so dass die Höhle aktuell 33 Meter lang und 8,5 Meter tief ist. Sicher ist auch, dass die Höhle noch weiter geht. Am tiefsten Punkt der Höhle, an dem das Wasser in einem kleinen Loch verschwindet, strömt uns ein leichter Luftzug entgegen aus dem Inneren des Berges. Dies ist ein sehr deutliches Zeichen für uns Höhlenforscher, dass es dahinter noch weitere Höhlenteile gibt. Die aktuellen Teile und die potentielle Fortsetzung sind aber noch zu eng und klein um dort weiterzukommen. Was aber besonders spannend ist, ist die Tatsache, dass sich die Höhle schnell verändert. Jeder starke Regen lässt Wasser in die Höhle fließen und dieses nimmt Material mit in die Tiefen. Dabei wird der bekannte Teil immer mehr von Schutt und Sedimenten befreit. So hat das Wasser bereits den Blick in einen kleinen Spalt freigespült. Wir hoffen auf wirklich viel Regen im Winter, damit das kleine Loch noch deutlich größer wird und wir im nächsten Jahr vielleicht schon die nächste Überraschung in der kleinen Höhle finden.

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