02.12.2022

Adventskalender Tür 2

Als Legionär auf der Flucht

Deutschlands einziger Römer Escape Room wurde in Haltern am See eröffnet. In „Carpe Noctem: Flucht aus Aliso“ knacken die Spieler in historischer Kulisse einige Rätsel.

Hätten sich die römischen Legionäre im Lager Aliso auf uns verlassen, sie wären krachend untergegangen. „Uns“, das ist in diesem Fall eine Gruppe Journalisten, die den neuen Escape Room im LWL-Römermuseum in Haltern ausprobiert hat. Und damit nehme ich das Ende gleich vorweg: Wir haben der Rätsel Lösungen nicht gefunden – zumindest nicht im vollen Umfang.

Seit einigen Wochen kann man in Haltern am See in die Rolle der Legionäre vor rund 2000 Jahren schlüpfen. Damals wurde das Lager Aliso von den Germanen belagert. Die Spielerinnen und Spieler gehören zu den letzten Legionären, die im legendären Römerlager die Stellung halten, heißt es in der Einführung zu diesem Rätselspaß, die über Lautsprecher eingespielt wird. Man hört Regen und hin und wieder auch ein Donnern. Ein bedrohliches Szenario.

Eine knifflige Angelegenheit

Doch die Lage ist noch viel schlimmer, als befürchtet. Im Lager wird die Nahrung knapp und die Hoffnung auf einen Sieg schwindet, so die Vorgeschichte zu unserer Rätseltour. Zum Glück hat ein Centurio einen Plan zur Flucht ausgeheckt. Schwer verletzt hat er sich in das Wachhaus geschleppt und übergibt seine Instruktionen auf einer Schriftrolle. Ab jetzt läuft die Zeit. 60 Minuten haben die Rätselfreunde, um den Römern zur Flucht zu verhelfen. Und das ist eine knifflige Angelegenheit.

Auch eine Waage wird zur Lösung der Rätsel im Wachhaus benötigt. Foto: Jürgen Bröker

Auch eine Waage wird zur Lösung der Rätsel im Wachhaus benötigt. Foto: Jürgen Bröker

Wir müssen römische Götter mit den richtigen Opfergaben besänftigten. Gegenstände finden und richtig einsetzen. Auch gilt es, geheime Schriftzeichen zu entschlüsseln. Hilfreich ist es da, möglichst viel miteinander zu reden und sich gemeinsam an die Rätsel zu machen. Doch auch das nützt unserer Gruppe zunächst wenig. Wir benötigen Hinweise.

„Tempus fugit“

Eine Spielleiterin spricht mit uns. Sie sitzt in einem kleinen Container, der versteckt direkt hinter der Holz-Erde-Mauer auf dem Außengelände des LWL-Römermuseums Haltern am See aufgebaut wurde. Von dort kann sie den Spielfortgang über mehrere Kameras beobachten und bei Bedarf Tipps geben. Besonders schön: Sie bleibt mit ihren Anweisungen in der Geschichte, wir fühlen uns wie Legionäre, denen die Zeit davon läuft. „Tempus fugit“.


Mehr zu den Römern in Westfalen lesen Sie in unserer Ausgabe 3/2022.


„Historische Quellen belegen, wie den Legionären aus dem Lager Aliso, das mit hoher Wahrscheinlichkeit das Lager im heutigen Haltern war, die Flucht gelang“, sagt der Leiter des LWL-Römermuseums in Haltern am See, Dr. Josef Mühlenbrock. Die Wissenschaftler haben die Informationen rund um das Ereignis an die Escape-Room-Spezialisten von Adventurebox in Münster weitergegeben. Diese haben daraus ein spannendes Escape-Spiel entwickelt.

Originale Kulisse

Auch der Raum, in dem gespielt wird, ist sehr besonders: Es ist ein Wachhaus mit Schlafplätzen und Schreibstube, wie es wahrscheinlich vor gut 2000 an selber Stelle gestanden hat. Wenn dort nicht gerätselt wird, ist es im Rahmen der Öffnungszeiten für die Museumsbesucher zugänglich. „2013 ist der Grundriss des Hauses bei Ausgrabungen freigelegt worden“, sagt Mühlenbrock. Das heutige Haus steht genau auf diesem Grundriss. Auch die verbauten Materialien und das Innenleben entsprechen der Zeit der Belagerung Alisos. Alles wurde originalgetreu hergerichtet. Schilde von römischen Legionären lehnen an der Wand. Die Bettdecken sind mit Stroh gefüllt. Selbst die Türschlösser funktionieren mit römischer Originaltechnik.

Blick in das Wachhaus, in dem der Römer Escape Room untergebracht ist. Foto: Jürgen Bröker

Blick in das Wachhaus, in dem der Römer Escape Room untergebracht ist. Foto: Jürgen Bröker

Heute wissen wir, dass den Römern die Flucht gelungen ist. Sie haben sich an den Rhein zurückgezogen und Westfalen den Germanen überlassen. Unserer Spielgruppe bleibt die Flucht aus dem Wachhaus dagegen verwehrt. Bevor wir alle Rätsel gelöst haben, ist die Zeit abgelaufen. Wir müssen von unserer Spielleiterin „befreit“ werden. Spaß hat das Rätseln trotzdem gemacht. Und etwas pfiffigere und erfahrenere Rätsellöser werden nach 60 oder weniger Minuten wohl auch die Freiheit genießen können.

Jürgen Bröker/wsp

Der Escape Room „Carpe Noctem: Flucht aus Aliso“ im LWL-Römermuseum in Haltern am See kann montags bis donnerstags ab 16 Uhr gebucht werden, freitags bis sonntags sind Spiele ab 17.30 Uhr möglich. Geeignet ist er für zwei bis sechs Spieler ab 14 Jahren. Weitere Informationen zu den Kosten und den Buchungsmöglichkeiten finden Sie hier.

Weitere besondere Escape Räume in der Region:

Im Escape-Room „Die Spur des Goldes“  im Kulturzentrum in Vreden im Kreis Borken können Gruppen von circa drei bis sechs Personen das mysteriöse Verschwinden der Heimatforscherin Luise Leusing aufklären. „Zusammen knobeln und dabei Spaß haben ist das Motto unseres neuen Escape-Rooms“, sagt kult-Leiterin Silke Röhling. Weitere Informationen gibt es hier.

Im Trainingsbergwerk Recklinghausen gibt es gleich zwei Rätsel, die zu knacken sind. „Gruben(un)glück“ und „Grubengold“ laden in die besondere Atmosphäre unter Tage. Knobeln und rätseln dort, wo einst die Grubenwehr und Auszubildende für ihren Einsatz unter Tage lernten. Weitere Infos gibt es hier.

Lesen Sie auch im Bereich "Freizeit, Gesellschaft, Kultur"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin