05.12.2022

Adventskalender Tür 5

Zum Internationalen Tag des Ehrenamtes am 5. Dezember: In Ostwestfalen unterstützen im Projekt „Handwerk trifft Kultur“ zwei Museumsexpertinnen bürgerschaftliches Engagement.

Kleine Handwerksmuseen sind typisch für den Nordosten Westfalens. Ob das Heringsfängermuseum Heimsen, das Deutsche Tabak- und Zigarrenmuseum in Bünde oder die Ilser Webstube in Petershagen: Die Kulturorte in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke zeugen von den Traditionen der Region. Viele der kleinen Häuser leben vom bürgerschaftlichen Engagement; sie werden von Vereinen betrieben oder von ehrenamtlichen Mitarbeitern unterstützt. Das Projekt „Handwerk trifft Kultur“ hilft den Engagierten, diese Museen fit für die Zukunft zu machen. Bei der 11. Westfälischen Kulturkonferenz, die im November digital stattgefunden hat, stellten die Kulturkoordinatorinnen Anna Sievers und Stefanie Keil das Projekt vor.

Stefanie Keil unterstützt Vereine unter anderem darin, Videoebeiträge zu erstellen. Foto: Michael Trappmann

Stefanie Keil unterstützt Vereine unter anderem darin, Videoebeiträge zu erstellen. Foto: Michael Trappmann

„Die Menschen vor Ort in den Museen haben die Leidenschaft für ihre Sache und wir haben das Know-how zu speziellen Themen“, erklärt Sievers. Die Kulturwissenschaftlerin ist beim Kreis Minden-Lübbecke angestellt. Zusammen mit der Kulturwissenschaftlerin Keil ist sie die Ansprechpartnerin für 16 Partnereinrichtungen. Ihr Angebot an die Museen reicht von technischem Equipment für die Foto- und Filmproduktion zum Ausleihen bis hin zu einer umfangreichen Beratung zur Frage, wie eine Ausstellung zeitgemäßer gestaltet werden könnte. 

Gestartet ist das vom Land NRW geförderte Projekt Anfang 2021; das Kennenlernen der Akteure lief pandemiebedingt per Videokonferenz ab. „Das Vertrauen, das auf diesem Weg und später durch persönliche Begegnungen entstanden ist, ist die Basis unserer Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort in den Museen“, berichtet Keil, die beim Kreis Herford angestellt ist. Im Idealfall ergänzen sich dann das Engagement der Freiwilligen und die Fachkenntnis der beiden Kulturkoordinatorinnen. „Wir kennen zum Beispiel Studien zur Frage, wie Besucherinnen und Besucher ein Museum wahrnehmen. Solche Erkenntnisse können wir einfließen lassen, wenn es darum geht, wie sich eine Einrichtung weiterentwickeln könnte“, erzählt ihre Kollegin und erklärt: „Häufig kann man in Ausstellungen schon mit kleinen Tricks Großes bewirken. Zum Beispiel, indem man historische Fotografien einheitlich rahmt.“ 

Das Museum Alte Brennerei Hille. Foto: Michael Trappmann

Das Museum Alte Brennerei Hille. Foto: Michael Trappmann

Zur Halbzeit des dreijährigen Projektes sind bereits viele Ergebnisse sichtbar. Auf der Projekt-Website präsentieren sich die 16 Museen aus den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke mit professionellen Fotos und Filmen, es gibt einen Podcast und eine Sound-Collage mit typischen Klängen aus den traditionellen Handwerken: vom Rascheln der Tabakblätter bis zum Schleifen von Glas im LWL-Museum Glashütte Gernheim. In den Museen sei einiges in Bewegung gekommen, berichtet Sievers. Im Museum Alte Brennerei Hille erklären die Mitglieder des Museumsvereins nicht mehr nur an den historischen Maschinen, wie aus 13000 Weizenkörnern eine Flasche Alkohol wird. Vielmehr greifen die ehrenamtlichen Museumsmacher nun auch den Trend zu Whisky-Tastings auf. Ganz regionaltypisch wird daraus in Hille ein „Korn-Tasting“.  

Annette Kiehl, wsp

Dieser Beitrag ist im WESTFALENSPIEGEL 6/2022 erschienen. Weitere Themen der Ausgabe finden Sie hier.

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