Älteste Siedlungsspuren in Paderborn entdeckt
Scherben aus den ersten Jahrhunderten nach Christus haben Archäologen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe bei Ausgrabungen in Schloss Neuhaus im Kreis Paderborn entdeckt.
Die Scherben sind die mit Abstand ältesten Siedlungszeugnisse im Ortskern von Schloss Neuhaus, erklärt Grabungsleiter Till Lodemann. Außerdem entdeckten die Archäologen Gebäudereste aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit. Der Blick in die Vergangenheit wurde möglich, weil das Pfarrhaus der Gemeinde St. Martin im historischen Stadtkern des Paderborner Stadtteils einem Neubau weichen soll.
Die Wissenschaftler legten bei den Ausgrabungen zwei neuzeitliche Bruchsteinkeller frei. Außerdem wurde eine Latrine entdeckt, die vielleicht bis ins 20. Jahrhundert noch benutzt wurde. Andere Spuren verweisen auf ein neuzeitliches Bauernhaus, das an dieser Stelle gestanden hat.
Ausgrabungen dauern noch an
Eine in Lehm gesetzte Kalksteinmauer stammt wahrscheinlich aus dem Mittelalter. Darauf deute die Machart der Mauer hin, so LWL-Stadtarchäologin Dr. Sveva Gai. „Das lässt vermuten, dass sich an dieser Stelle bereits vor dem neuzeitlichen Bauernhaus von 1681 ein Bauwerk befunden hat“, erklärt Gai. Vermutlich war dort zuvor ein so genannter Burgmannshof, eine Unterkunft für sozial höher gestellte Menschen im Dienst des Bischofs. Zudem finde man diese Art der Kalkbruchsteinmauern sonst eher in der Paderborner Altstadt. Die Bauweise und Qualität lässt für die Archäologin auf den hohen finanziellen Aufwand schließen, der beim Bau betrieben wurde, teilt der LWL mit.
Die Arbeiten an der Ausgrabungsstelle werden noch einige Zeit dauern. Im März 2021 soll dort mit dem Neubau begonnen werden, dann sollen auch die archäologischen Untersuchungen abgeschlossen sein.
wsp