Bettina Tremmel (li.) auf der Grabungsstelle in Haltern am See. Foto: Martin Zehren
06.10.2021

Ältestes Römerlager Halterns entdeckt

Bei archäologischen Grabungen in Haltern am See ist ein römisches Marschlager nachgewiesen worden. Es ist das bislang älteste Römerlager in der Stadt an der Lippe.

Es ist mehr als 2030 Jahre alt, 42 Hektar groß und bot Platz für mehr als 15.000 Menschen: Nördlich des LWL-Römermuseums in Haltern am See haben archäologische Grabungen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) ein Marschlager ans Licht gebracht, das vermutlich der römische Feldherr Drusus 12 oder 11 vor Christus errichtet hat. Es überschneidet sich teilweise mit dem schon lange bekannten römischen Hauptlager und mit dem ebenfalls dort nachgewiesenen 34 Hektar großen Feldlager, das bisher als das älteste römische Lager in Haltern galt.

Die Entdeckung sei der Luftbildarchäologie zu verdanken, sagte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger bei der Präsentation des Lagers in Haltern. Auf Luftaufnahmen des Bochumer Forschers Dr. Bao Song seien auf einem Feld Teile der Grabenstruktur des Lagers zu erkennen gewesen. „Einen weiteren wichtigen Beitrag zur Klärung des Befundes lieferten 2020 die vom Leiter unserer Prospektionsabteilung Joris Coolen durchgeführten Magnetometer-Messungen“, berichtete LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind. Sie lassen einen 65 Meter langen Abschnitt der westlichen Lagerfront erkennen.

Bodenverfärbungen zeigen Feldlagergraben

Rund zwei Monate lang fanden nun auf dem Gelände eines Bauernhofs Ausgrabungen statt, die einen Abschnitt des 1,6 Meter tiefen Grabens des seit 120 Jahre bekannten Feldlagers freilegten, aber auch eine 70 Zentimeter tiefe und 1,30 Meter breite V-förmige Verfärbung: der Graben des neu entdeckten Marschlagers. „An den Bodenverfärbungen ist zweifelsfrei zu erkennen, dass der Feldlagergraben der jüngere von beiden ist“, erklärte Dr. Bettina Tremmel, Expertin für die westfälischen Römerlager bei der LWL-Archäologie. Für ihr Lager haben die Römer seinerzeit einen Wall aufgeworfen und einen Graben ausgehoben. Geschlafen haben sie in Lederzelten, so Bettina Tremmel. Nach der Aufgabe des Lagers wurde der Graben wieder zugeschüttet und so für eine weitere militärische Nutzung unbrauchbar gemacht.

Umrisse des rekonstruierten Lagers in bunt. Foto: LWL-Archäologie

Umrisse des rekonstruierten Lagers in bunt. Foto: LWL-Archäologie

Auf der Grundlage früherer Grabungsergebnisse ist es der Archäologie gelungen, die rechteckige Form des Marschlagers zu rekonstruieren, die mit dem Grundriss des Marschlagers im nahe gelegenen Dorsten-Holsterhausen vergleichbar ist. Die Fachleute gehen davon aus, dass die beiden Marschlager an der Lippe von Drusus, dem Adoptivsohn des Kaiser Augustus, bei seinen ersten Feldzügen ins Innere Germaniens in den Jahren 12 und 11 v. Chr. angelegt wurden.

Martin Zehren/wsp

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