Aggressionen und Gewalt
Judenfeindliche Straftaten nehmen in Nordrhein-Westfalen zu, zeigt der Jahresbericht der neuen NRW-Antisemitismusbeauftragten Sylvia Löhrmann.
2024 wurden 695 Vorfälle mit antisemitischem Bezug festgestellt. Damit haben die antisemitischen Straftaten um 148 bzw. 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Auch bundesweit stiegen Vorfälle mit einem judenfeindlichen Hintergrund an (plus 21 Prozent) und erreichten 2024 mit insgesamt 6236 einen neuen Höchststand. Sylvia Löhrmann, Beauftragte für die Bekämpfung des Antisemitismus, für jüdisches Leben und Erinnerungskultur in NRW, beschreibt Gewalt und Aggressionen: „Wohnhäuser von Jüdinnen und Juden werden markiert und beschmiert, in jüdischen Restaurants werden Fensterscheiben eingeschlagen, Veranstaltungen mit jüdischem Kontext werden abgesagt.“ Die Gewalt habe konkrete Auswirkungen auf das Zusammenleben: „Kinder, Erwachsene sehen davon ab, sich als jüdisch zu erkennen zu geben – sie haben Angst. Auf den Straßen, an Universitäten, im Kulturbereich wird Antisemitismus offen artikuliert und propagiert; in sozialen Netzwerken kennt Judenhass keine Grenzen. Alle jüdischen Institutionen in unserem Land müssen rund um die Uhr polizeilich geschützt werden.“
„Aggressive propalästinensische Stimmung“
Löhrmann, die seit 2024 Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung ist, ging bei der Vorstellung des Berichts besonders auf die Situation an Hochschulen ein. Hier habe es einen deutlichen Anstieg antisemitischer Vorfälle mit Beleidigungen und Bedrohungen jüdischer Studierender sowie von Dozentinnen und Dozenten gegeben. Von einer „aggressiven propalästinensischen Stimmung“ ist die Rede. Die frühere Staatsministerin empfiehlt, an allen Hochschulen Antisemitismusbeauftragte zu berufen, die zu diesem Thema sensibilisieren und als erste Anlaufstelle für Betroffene wirken können. „Im Kampf gegen Antisemitismus sind wir alle, ist die gesamte Gesellschaft gefordert“, betonten Sylvia Löhrmann und ihre Vorgängerin im Amt, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Es sei ihnen wichtig, auch das große zivilgesellschaftliche Engagement im Kampf gegen Judenhass sichtbar zu machen und Menschen zu ermutigen, hier selbst aktiv zu werden.
wsp