Auch das Stadttheater Minden hat bei der Aktion "Night of light" mitgemacht. Foto: Stadttheater Minden
23.06.2020

Alarmstufe Rot in der Eventbranche

In der Nacht zu Dienstag (23.6.2020) leuchteten zahlreiche Veranstaltungsgebäude der Region in rotem Licht. Die Aktion sollte ein „flammender Appel“ der Veranstaltungswirtschaft zur Rettung der Branche sein.

Bundesweit beteiligten sich mehrere Tausend Veranstaltungsorte an dem Event „Night of Light“. Auch in Westfalen waren zahlreiche Gebäude rot angestrahlt, darunter das Dortmunder U, die Zeche Westfalen und das Bürgerzentrum Schuhfabrik in Ahlen, das Stadttheater in Minden und der Ruhr Congress in Bochum. Hintergrund der Aktion ist die existenzgefährdende Lage vieler Unternehmen und Einzelpersonen in der Veranstaltungsbranche.

„Jegliche Art von Großveranstaltungen sind aufgrund der COVID-19 Krise untersagt. Business Events, Tagungen, Kongresse, Konzerte, Festivals oder Theateraufführungen – überall dort, wo Menschen zusammenkommen, um gemeinsam Darbietungen zu erleben oder sich zu relevanten Themen auszutauschen, dürfen Veranstaltungen nur unter umfangreichen, behördlichen Auflagen durchgeführt werden“, teilen die Organisatoren der Night of Light mit. Betroffen sind auch Messen und kleine Events, die nach den Lockerungen wieder erlaubt sind, unterliegen derzeit notwendigen und strengen Hygiene-Vorschriften. Dies führe dazu, dass Veranstaltungen insgesamt zurzeit nicht mehr wirtschaftlich durchführbar seien. Ziel der Night of light ist es, mit der Politik im Rahmen eines Branchendialogs ins Gespräch darüber zu kommen, wie die Branche der Veranstaltungswirtschaft vor einer massiven Insolvenzwelle gerettet werden und der Erhalt von bundesweit mehreren hunderttausend Arbeitsplätzen gesichert werden könne.

Offener Brief von Mondpalast-Intendant Thomas Rech

Thomas Rech, Gründungsintendant des Volkstheaters Mondpalast, hat in einem Offenen Brief unter anderem an NRW-Ministerpräsidenten Armin Lasche auf die bedrohliche Situation des Theaters aufmerksam gemacht. Er beklagte vor allem die mangelnde Unterstützung für die Branche und den Mondpalast im speziellen. Rech kritisierte, „dass unsere Arbeit so ohne jeden Nachhall bleibt, dass der Fortbestand des Mondpalastes den Entscheidern in unserem Lande vollkommen gleichgültig zu sein scheint. Wir sind doch der Strukturwandel, wir sind doch systemrelevant.“

In der Corona-Zwangspause habe der Mondpalast durch YouTube-Aktionen und eine Teilöffnung von sich reden gemacht, aber keinerlei Unterstützung erfahren, so Rech weiter. Mittlerweile befürchtet er das Schlimmste für das privatfinanzierte einzige Volkstheater des Ruhrgebiets: „Wir versuchen alles. Niemand hier gibt auf, ob uns nun jemand hilft oder eben auch nicht. Es ist erst zu Ende, wenn es zu Ende ist. Aber wenn es zu Ende ist, dann ist der Mondpalast weg – für immer.“

Ausfälle können nicht nachgeholt werden

Das Dilemma, in dem die Branche steckt: Selbst wenn bald ein Vollbetrieb wieder möglich sein sollte, die ausgefallenen Einnahmen können nicht nachgeholt werden. Welche wirtschaftliche Bedeutung die Veranstaltungswirtschaft insgesamt hat, zeigte erst kürzlich eine Studie. Demnach erwirtschaften rund eine Million direkt Beschäftigte jährlich einen Umsatz von rund 130 Milliarden Euro. Rechne man die Kultur- und Kreativwirtschaft mit ihren veranstaltungsbezogenen Teil- und Zuliefermärkten hinzu, so beschäftigen mehr als dreihunderttausend Unternehmen in über 150 Disziplinen mehr als drei Millionen Menschen und erzielen einen Jahresumsatz von über 200 Milliarden Euro, so die Organisatoren der Night of Light.

Auch Udo Lindenberg unterstützte die Aktion. Er postete über seinem roten Konterfei auf Twitter: „Alarmstufe ROT, eine ganze Branche ist in Gefahr, hunderttausende Arbeitsplätze, für den Rock ´n´ Roll, die große Hochkultur, Opernhaus und Underground, Festivals und alles, was unser Leben so schön bunt und abenteuerlich macht, was wir lieben und brauchen!!“

jüb/wsp

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