Bobbycar-Parade vor der BabyOne-Zentrale in Münster. Foto: BabyOne
24.03.2023

Alles für die Kleinen

Marken aus Westfalen: Kinderwagen und Co. – bei BabyOne aus Münster dreht sich alles um den Nachwuchs. Ein Beitrag aus Heft 4/2021 des WESTFALENSPIEGEL.

BabyOne aus Münster ist Marktführer in Sachen Baby- und Kleinkindausstattung, ein Unternehmen mit 1200 Mitarbeitern, über 100 Märkten in Deutschland, Österreich und der Schweiz und einem Jahresumsatz von zuletzt 224 Millionen Euro – und das im Corona-Jahr, als die Läden wochenlang geschlossen waren. Was packt man da als erstes an, wenn man das Geschäft von seinen Eltern übernimmt? Die Geschwister Dr. Anna Weber (39) und Dr. Jan Weischer (37) haben sich Anfang des Jahres als eine der ersten Neuerungen für das Du entschieden. Hier und da duzten sich die Mitarbeiter sicherlich auch schon vorher. Doch nun ist das Du ein Muss.

„Es ist ein Zeichen“, sagt Anna Weber. „Ein Zeichen für Leichtigkeit, ein Ausdruck unserer Unternehmenskultur.“ Weber und Weischer verstehen sich als oberste Kulturentwickler im Unternehmen. Ihre Maxime: Die Arbeit soll Spaß machen – nicht nur ihnen, sondern allen Mitarbeitern. Um das zu schaffen, kümmern sich zusätzlich zwei Kollegen um die Themen „Kultur und Change“: Welche Impulse von außen bringen das Unternehmen weiter? Wie geht man miteinander um? Welche Werte sind wichtig? „Menschlich bleiben, nahbar sein, dafür sorgen, dass jeder gerne zur Arbeit kommt“, so fasst es Jan Weischer zusammen.

Eigenen Weg gegangen

Vorgelebt haben das ihre Eltern. Vater Wilhelm Weischer hatte 1982 in Werne das Spielwarengeschäft seiner Eltern übernommen. „Doch irgendwann reichte es nicht mehr, um vier Kinder und einen Hund zu ernähren“, erzählt Anna Weber. Ein Freund der Familie brachte aus den USA die Idee der großen Babyfachmärkte mit und eröffnete 1988 einen eigenen im Siegerland. Wilhelm Weischer wurde sein erster Franchisenehmer. „Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“, so Weber. „Das haben sie ohne große Franchise-Kenntnisse einfach gemacht. Heute würden erst Dutzende Businesspläne geschrieben.“

Anna Weber und Jan Wischer. Foto: Hanna Witte

Anna Weber und Jan Weischer. Foto: Hanna Witte

Nach dem Tod des Freundes kaufte Wilhelm Weischer die Firma und wurde selbst Franchisegeber, seine Frau Gabriele stieg voll mit ein. 2003 wurde der neugebaute Firmensitz in der Loddenheide in Münster bezogen: „Bis heute ein Glücksgriff“, so Weber. Aus den damals 18 Fachmärkten sind 34 eigene geworden, 69 Standorte liegen in Franchise-Hand. Es sind alles Familienunternehmen. Den damaligen Mut ihrer Eltern bewundern Anna Weber und Jan Weischer sehr. Und sie schätzen es, dass sie trotzdem ihren eigenen Weg gehen durften. Sie studierte BWL und arbeitete in einem Telekommunikationsunternehmen, er wurde Rechtsanwalt. Bis sie selbst Eltern wurden und merkten: Wir wollen mehr bewegen, einen Fußabdruck hinterlassen. „Die Ansage unserer Eltern war: Probiert es aus, nach einem Jahr könnt ihr ,straffrei‘ wieder aufhören.“

„Hochemotionales Thema“

Drei Jahre hat der Übergang gedauert, aufgehört haben sie nicht. „Wir sind sehr stolz auf das letzte Jahr“, sagen sie. Als die Läden nach dem Lockdown wieder geöffnet waren, seien auch die Kunden wiedergekommen. „Wir sind eine spezielle Branche mit einem hochemotionalen Thema, da braucht es die persönliche Beratung.“ Dennoch boomt auch bei ihnen das Online-Geschäft. 2020 betrug der Umsatz hier 31,5 Millionen Euro, ein Zuwachs von 160 Prozent.


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Diesem Bedarf – und der Online-Konkurrenz – begegnen sie mit der Omnichannel-Strategie, der Vernetzung aller Kanäle. „Seit dem ersten Lockdown bieten wir viele Beratungsformate live auf Social Media an“, so Jan Weischer. Und auch das Thema Nachhaltigkeit verlieren sie dabei nicht aus dem Blick: Was online bestellt wird, wird nicht von einem zentralen Lager aus verschickt, sondern direkt vom Markt vor Ort. Dort, wo sich alle duzen.

Sabine Müller

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