Sigi Domke ist Hausautor im Mondpalast von Wanne-Eickel. Foto: Kiehl
10.08.2023

„Alles lustig“

Sigi Domke schreibt Komödien für das Ruhrgebiet. Zum Saisonstart im Mondpalast in Wanne-Eickel am 11. August ist sein Stück „Ganz in Weiß?!“ zu sehen.

Leonie und Leo sind verliebt und verlobt. Alles könnte so schön sein, wären da nicht die zukünftigen Schwiegereltern, die die Hochzeit nach ihren jeweils eigenen Vorstellungen ausrichten möchten. Am Schauplatz der Vorbereitungen, der rustikalen Ruhrpott-Kneipe „Ecke“, treffen bald wohlstandssatte Best-Ager auf konfuse Alt-Hippies. Es gibt jede Menge Pleiten, Pech und Pannen und damit viel Stoff für eine turbulente Komödie im Herner „Mondpalast“. Der Titel, wie sollte es anders sein: „Ganz in Weiß!?“.

"Ganz in Weiß": Die Hochzeitsgesellschaft im gleichnamigen Stück am Mondpalast von Wanne-Eickel. Foto: Julia Scheibeck

„Ganz in Weiß“: Die Hochzeitsgesellschaft im gleichnamigen Stück am Mondpalast von Wanne-Eickel. Foto: Julia Scheibeck

Hinter dem Stück steckt ein Komödien-Profi: Sigi Domke. Seit vielen Jahren ist er einer der Köpfe hinter „Herbert Knebels Affentheater“. Bücher schreibt der Theaterautor ebenfalls; zuletzt ist mit „Glückspilz“ sein vierter Roman erschienen. Er handelt von zwei höchst unterschiedlichen Männern im sogenannten besten Alter zwischen Flirts und Liebesgeschichten. „Bei mir ist einfach alles lustig“, sagt Domke.

1957 in Pommern geboren, siedelte er noch als Kind mit seiner Familie ins Ruhrgebiet über und wuchs dort auf. Eigentlich wollte Domke Musiker werden und studierte Gitarre. Mit Herbert Knebel trat der Bochumer in den späten 1980er Jahren auf und erkannte dann doch: „Für die Bühne bin ich nervlich nur bedingt geschaffen“. Seine Bestimmung fand er schließlich hinter den Kulissen als Autor. Gleich die erste Komödie war ein Hit und läuft seit fast 30 Jahren am Theater Freudenhaus in Essen: „Freunde der italienischen Oper“ handelt von einem Italiener, der als sogenannter Gastarbeiter in eine Ruhrgebietsfamilie gerät und diese mit seiner Opern-Leidenschaft infiziert. „Da ist viel aus meiner eigenen Biografie als Arbeiterkind eingeflossen. Als ich Verdi-Opern hörte, prallten auch in meiner Familie fremde Welten aufeinander“, erzählt Domke.

Spezialist für das Volkstheater

„Mondpalast“-Prinzipal Christian Stratmann war von Domkes Theaterdebüt so begeistert, dass er ihn vor 20 Jahren als Hausautor für den „Mondpalast“ engagierte. Laut eigener Beschreibung ist die Bühne das „erste und einzige Volkstheater im Ruhrgebiet“. Volkstheater? Domke hatte zunächst Berührungsängste mit diesem Begriff. „Ich konnte mit dem traditionellen Volkstheater, so wie man es von Ohnsorg in Hamburg oder Millowitsch in Köln kannte, wenig anfangen.“ Volkstheater bedeute aber auch, gewichtige Themen auf eine leichte Art darzustellen, erzählt der Autor. „Und das ist mein Ding.“ Konflikte zwischen Generationen und Kulturen in einem Mikrokosmos, so wie bei der Hochzeit in der Eckkneipe, mitunter auch eine gewisse Tragik wie beim opernbegeisterten Italiener – das alles unterscheide eine Komödie vom reinen Klamauk, sagt der 66-Jährige im Foyer des „Mondpalastes“.

Das Theater, gelegen im früheren Saalbau am Stadtgarten Wanne-Eickel, zählt seit fast 20 Jahren zu den beliebten Kulturorten im Ruhrgebiet. Unterhaltung mit viel Lokalkolorit steht dort im Mittelpunkt. Die Currywurst in der Pause gehört für viele Zuschauer genauso zum Vorstellungsbesuch wie die persönliche Begrüßung durch Prinzipal Stratmann, der auch nach der Übergabe des Hauses an den neuen Direktor Marvin Boettcher dort präsent ist. „Viele Leute, die in den Mondpalast kommen, gehen ansonsten kaum ins Theater“, hat Domke beobachtet. Der Autor hat ein Gespür für die Menschen im Ruhrgebiet und ihren Humor entwickelt. Neben seinen künstlerischen Aktivitäten engagiert er sich im Bochumer Kulturrat, ein Kulturzentrum im Norden der Stadt, Domkes Heimat. Was typisch am Ruhrgebietshumor sei? „Ruhris sind unverblümt, direkt und etwas schnodderig. Wenn ich auf Reisen jemanden aus der Region treffe, dann haben wir schnell einen Draht zueinander“, erzählt Domke.

Großer Applaus

Auch bei den Hochzeitsvorbereitungen auf der Bühne des „Mondpalasts“ gibt ein Wort das andere. Rund um das aufgeregte Liebespaar fliegen Gags, die Kulissentüren zwischen Kneipe, Küche und Klo gehen fortwährend auf und zu. In der letzten Szene gibt es eine (nicht ganz unerwartete) Schlusspointe – das Publikum ist begeistert. Es gibt großen Applaus.

Am 11. August startet der Mondpalast in Herne Wanne-Eickel mit „Ganz in Weiß?!“ in die neue Theatersaison. In der 20. Spielzeit des Volkstheaters sind außerdem die Stücke „Waschtag“, „Ronaldo und Julia“ sowie „Othello, der Schwarte von Datteln“ zu sehen. Am 22. November feiert eine neue Komödie aus Domkes Feder Premiere im Mondpalast. Der Titel steht noch nicht fest, aber es geht um einen Mann im Ruhestand und seine berufstätige Frau – und die vielen Konflikte, die diese Situation mit sich bringt.

Annette Kiehl, wsp

Dieser Beitrag ist zuerst im WESTFALENSPIEGEL 04/2023 veröffentlicht worden.

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