Amateurfilme aus NS-Zeit
Wie sah das Alltagsleben in der NS-Zeit in Westfalen-Lippe aus? Antworten auf diese Frage gibt eine neue Filmdokumentation des LWL.
„Unterm Hakenkreuz. Westfalen 1933-1945 im Amateurfilm“ heißt die elfteilige Serie, die auf dem YouTube-Kanal „Westfalen im Film“ im wöchentlichen Rhythmus einen neuen Beitrag zeigt. Für die Serie wurden Amateurfilme aus der Zeit des Nationalsozialismus ausgewertet, neu zusammengeschnitten und vertont.
„Amateurfilme sind eine bislang wenig beachtete Quelle zur regionalen Geschichte des ‚Dritten Reiches‘. Sie zeigen nicht nur, wie das öffentliche Geschehen im Sinne der NS-Ideologie umgestaltet wurde, sondern auch, wie sich der Nationalsozialismus seinen Weg bis in die privaten Räume der Familie bahnte“, so Prof. Dr. Markus Köster, Historiker und Leiter des LWL-Medienzentrums für Westfalen. Er hatte auch die Idee zu diesem Projekt.
Scheinbar normales Leben ging weiter
Zwei Jahre lang haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LWL-Medienzentrums mehr als 200 Filmdokumente gesichtet. Entstanden ist eine umfangreiche Dokumentation, die sich verschiedenen Alltagsfragen nähert, so der Landschaftsverband Westfalen-Lippe. So geht es beispielsweise um die Frage, wie die NS-Diktatur so schnell bis in die westfälischen Dörfer vordringen konnte und wie sich dort Alltag und die Feiertage unter dem NS-Regime veränderten? Die Dokumentation zeigt auch, wie Kinder und Jugendliche in der Hitler-Diktatur aufwuchsen.
„Zwar liefern auch Amateurfilme oft genug einen inszenierten Einblick in das Alltagsleben der Menschen. Trotzdem eröffnen sie neue Perspektiven auf bekannte Fragestellungen und zeigen zum Beispiel, wie scheinbar normal das Leben im ‚Dritten Reich‘ weiterging“, sagt Köster. Zu sehen ist zum Beispiel auch, wie die Nationalsozialisten traditionelle Schützenfeste und Ehrentage für sich vereinnahmten und neue Jubelfeste etablierten. Den Abschluss der Filmdokumentation bildet ein Beitrag zum Krieg im besetzten Europa und im kriegszerstörten Westfalen.
Die Reihe startet am 18. April auf dem YouTube-Kanal „Westfalen im Film“.
wsp