24.06.2011

Ambulante Psychotherapie: Patienten warten bis zu elf Monate auf Termin

Westfalen (wh). Knapp 16 Wochen warten psychisch erkrankte Menschen in Westfalen durchschnittlich auf ein erstes Gespräch mit einem niedergelassenen Psychotherapeuten. Damit ist die Versorgung in der Region schlechter als bundesweit, wo die Wartezeit bei zwölf Wochen liegt. NRW-weit müssen Patienten durchschnittlich rund 13 Wochen warten, zeigt eine aktuelle Studie der Bundespsychotherapeutenkammer (BPTK), die sich auf eine Umfrage unter 8620 niedergelassenen Psychotherapeuten in Deutschland stützt.
Die Situation für westfälische Patienten ist regional sehr unterschiedlich: In Städten wie Münster und Bielefeld, in denen sich vergleichsweise viele Psychotherapeuten niedergelassen haben, liegt die Wartezeit auf einen ambulanten Therapieplatz bei durchschnittlich sechs Wochen. In den ländlichen Regionen Westfalens sowie in einigen Ruhrgebietsstädten ist die Versorgung aber deutlich schlechter. So dauert es laut der Umfrage in Bottrop rund 45 Wochen und im Kreis Steinfurt 27 Wochen, bis es einen freien Termin gibt.
Die Unterschiede, schreibt die BPTK, erklären sich durch die psychotherapeutische Versorgungsdichte in den jeweiligen Regionen, die durch die so genannte "Bedarfsplanung" vorgegeben wird, jedoch nicht den tatsächlichen Erfordernissen entspräche.
Durch lange Wartezeiten, so beschreibt es die BPTK-Studie, erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich psychische Erkrankungen verschlimmern und chronisch werden. Patienten müssen dann unter Umständen stationär behandelt werden, obwohl eine ambulante Psychotherapie angemessen wäre, oder sie geben auf und verzichten komplett auf eine erforderliche Behandlung.

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