Die Industrielle Kulturlandschaft Ruhr, hier der Datteln-Hamm-Kanal, ist außergewöhnlich. Beim Antrag um den Weltkulturerbe-Status muss aber nachgebessert werden. Foto: Westendorf/pixelio.de
10.06.2021

Antrag überzeugt nicht

Die „Industrielle Kulturlandschaft Ruhr“ hat das Potenzial zum Weltkulturerbe, muss aber beim Antrag nachbessern. So lautet das Fazit der Fachjury, die Vorschläge für mögliche Unesco-Weltkulturerbe-Stätten in NRW bewertet hat.

„Wo könnte das nächste Unesco-Welterbe in Nordrhein-Westfalen stehen?“: Unter diesem Kriterium hat die Fachjury vier Vorschläge bewertet, darunter die Düsseldorfer Gasbeleuchtung, das jüdisch-mittelalterliche Viertel Köln und die Großbogenbrücken des 19. Jahrhunderts in der Region um Solingen. Letzterem Vorschlag wird das beste Potenzial für eine Bewerbung um den Weltkulturerbe-Titel attestiert. Zur Industriellen Kulturlandschaft Ruhr heißt es jedoch, dass die Fachjury zwar „das Potenzial zum Nachweis des außergewöhnlichen Wertes“ anerkenne. „Dem vorliegenden Antrag gelingt es aber nicht, diesen überzeugend darzulegen.“ Eine „tiefgreifende, systematische und konzeptionelle Überarbeitung“ sei notwendig. Dies sei im laufenden Bewerbungsverfahren kaum leistbar, lautet die Einschätzung.

Die Auszeichnung des Ruhrgebietes mit dem begehrten Titel ist ein Anliegen der Stiftung Industriedenkmalpflege. Die Industrielle Kulturlandschaft sei von außergewöhnlichem universellen Wert. Sie sei Zeugnis für die „einschneidende Epoche der Schwerindustrie in Kontinentaleuropa zwischen den Jahren 1850 bis 1950 und präge das regionale Bewusstsein und die Identität bis heute“, hieß es in einer Begründung zum Antrag.

Uneinigkeit über Bewerbung

Im Vorfeld der Juryentscheidung gab es unter den Ruhrgebietskommunen Uneinigkeit zum Antrag. Während Städte wie Dortmund, Hamm und Hagen die Bewerbung unterstützten, äußerten Essen und Bochum Bedenken. Es gab Befürchtungen über eine mögliche Musealisierung der Industriestätten und Bedenken rund um eine zukünftige Nutzung.

In Westfalen gibt es bereits ein Unesco-Weltkulturerbe. Das ehemalige Benediktinerkloster Corvey in Höxter trägt den Titel seit 2014.

wsp

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