Die Zahl der selbstständigen Apotheker in Westfalen geht weiter zurück. Foto: Marco Petig/pixelio.de
05.07.2023

Apothekennetz wird dünner

Die Zahl der Apotheken in NRW ist seit der Jahrtausendwende um rund 1000 zurückgegangen, das entspricht 21 Prozent der Betriebe. In einigen Städten und Gemeinden gibt es nur noch eine Apotheke, zeigt eine Studie der Apothekenkammern.

In Westfalen gab es 2022 noch 1760 Apotheken – 37 weniger als im Vorjahr. Doch die Verteilung ist höchst verschieden: Während es in Münster oder auch im Hochsauerlandkreis oder im Kreis Höxter vergleichsweise viele Apotheken gibt, sieht die Situation in weniger wohlhabenden oder auch ländlichen Regionen anders aus. Dort ist das Netz der Apotheken spürbar dünner geworden. So haben in Hagen in den vergangenen zehn Jahren 16 Apotheken und damit ein Drittel dieser Betriebe geschlossen. Während es in Münster rund 26 Apotheken je 100.000 Einwohner gibt, liegt dieser Wert in Hagen bei 17. Der Durchschnitt liegt landesweit bei 21,3. Kritisch kann der Rückgang besonders für kleine Orte werden. So gibt es in Borchen im Kreis Paderborn nur noch eine Apotheke, ebenso wie in Welver im Kreis Soest oder auch in Neuenrade im Märkischen Kreis. In Bad Laasphe im Kreis Siegen-Wittgenstein, eine Stadt mit überdurchschnittlich hoher Kaufkraft, gibt es hingegen sechs Apotheken für die rund 13.000 Einwohner.

Aufgabe aus Altersgründen

Das „Aus“ für eine Apotheke kommt besonders häufig dann, wenn der Besitzer über 60 Jahre als ist und wenn es sich um einen einzelnen Betrieb ohne Filialen und mit vergleichsweise geringem Umsatz handelt, zeigt die Studie. Auswirkungen hat dabei der Fachkräftemangel, denn der Anteil der Pharmazeuten, die in öffentlichen Apotheken arbeiten, ist in NRW seit dem Jahr 2012 von 80 auf 74 Prozent gesunken. Tätigkeiten in Wissenschaft und Krankenhausapotheken sowie auch die Nicht-Beschäftigung haben dementsprechend zugenommen. Zwar seien Apotheken für den Berufseinstieg bei Pharmaziestudierenden weiter beliebt. Das finanzielle Risiko, Bürokratie und Arbeitsbelastung sowie ein geringerer wissenschaftlicher Anspruch halten Absolventen immer häufiger von einer Tätigkeit dort ab, folgert die Studie.

„Das Apothekennetz in NRW ist derzeit tragfähig“, sagte Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, zur Studie. „Es zeigen sich aber zunehmend einzelne schwächer versorgte Gebiete gerade in ländlichen bzw. strukturschwachen Regionen.“ Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann betonte, wie wichtig ein dichtes Netz von Apotheken sei: „Die öffentliche Apotheke vor Ort ist für die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung von großer Bedeutung und auch ein wesentlicher Baustein der wohnortnahen niederschwelligen Gesundheitsversorgung.“

In die Studie ist die Befragung von insgesamt fast 5000 Angehörigen der Apothekerkammern in NRW, Pharmaziestudierenden und Apothekenkunden eingeflossen sowie Kammerstatistiken, Bevölkerungs- und Geodaten.

wsp

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