Archäologischer Fund in Münster: Toter wurde in Bauchlage bestattet
Münster (wh). Einen außergewöhnlichen Fund haben Archäologen in der Altstadt von Münster gemacht. Bei Ausgrabungen entdeckten sie das vollständig erhaltene Skelett eines Toten, der auf dem Bauch liegend beerdigt wurde.
"Dieser Mensch ist ganz bewusst nicht-christlich bestattet worden", erklärt Grabungsleiter Dr. Ulrich Holtfester. Die ungewöhnliche Form der Bestattung abseits eines Friedhofs und mit dem Gesicht nach unten deute auf besondere Umstände hin. Da der Verstorbene in nicht-geweihter Erde vergraben wurde, könnte es sich nach Einschätzung von Münsters Stadtarchäologin Dr. Aurelia Dickers beispielsweise um einen Selbstmörder gehandelt haben.
Durch die Bauchlage sollte verhindert werden, dass der Verstorbene aus seinem Grab heraus Augenkontakt zu den Lebenden aufnimmt, um ihnen die Lebenskraft abzusaugen. Diese Art der Bestattung und die Angst vor "Untoten" waren vor allem im Mittelalter in Europa weit verbreitet.
Das Skelett wird nun von einer Anthropologin in Paderborn näher untersucht. Fest steht, dass die Leiche vor 1700 bestattet wurde, möglicherweise bereits im späten Mittelalter.