
„Auch für Politiker erkenntnisreich“
Wer an der Bundestagswahl teilnehmen möchte, der muss mindestens 18 Jahre alt sein. Die „U18“-Wahl gibt auch Kindern und Jugendlichen eine Stimme.
In rund 200 Wahllokalen in Westfalen haben Menschen unter 18 Jahren bis zum 14. Februar die Möglichkeit, ihr Kreuz auf einem Wahlzettel zu setzen. Zwar zählen ihre Stimmen nicht für die Bundestagswahl, doch die Aktion sei wichtig, sagt Johannes Hitzegrad, der die U18-Wahl beim Landesjugendring NRW koordiniert: „Das Ergebnis der Wahl wird öffentlich gemacht und von der Politik auch wahrgenommen. Darüber hinaus erleben junge Menschen die Wahl unmittelbar. Studien zeigen, dass das dazu beiträgt, dass sie auch später wahrscheinlich an Wahlen teilnehmen.“
Wahlalter bei 14 Jahren gefordert
Bei der Europa- und bei der Kommunalwahl dürfen bereits Jugendliche ab 16 Jahren ihre Stimme abgeben. Im Koalitionsvertrag der NRW-Landesregierung steht, dass auch für die nächste Landtagswahl eine Absenkung des Wahlalters auf 16 angestrebt wird. Der Landesjugendring setzt sich dafür ein, dass bereits 14-Jährige zur Wahl gehen dürfen. „Kinder und Jugendliche spüren die Folgen von politischen Entscheidungen über viele Jahre. Gleichzeitig haben sie wenige Möglichkeiten, tatsächlich mitzuentscheiden. Auf diesen Missstand wollen wir aufmerksam machen“, sagt der Referent für Jugendpolitik.

Bei der „U18“-Wahl können Kinder und Jugendliche zum Beispiel in Schulen ihre Stimme abgeben. Foto: © Fotoagentur Fox/Matthias Kneppeck
Die letzte Jugendwahl fand 2024 vor der Europawahl statt. Dabei zeigte sich, dass Kinder und Jugendliche gar nicht so viel anders abstimmen als Erwachsene. Damals lagen CDU und SPD vor der AfD und den Grünen. Die kleinen Parteien waren etwas stärker vertreten, so erhielt die Tierschutzpartei 3,7 Prozent der Stimmen der unter 16-Jährigen.
Bei der Jugend-Wahl geht es jedoch nicht nur um das Ergebnis. Vielmehr zählt auch die Auseinandersetzung mit Politik. So befinden sich zahlreiche U18-Wahllokale in Schulen und Jugendtreffs. Dort gibt es rund um die Stimmabgabe einige Veranstaltungen, zum Beispiel Diskussionen mit lokalen Abgeordneten. „Das ist aus Erfahrung nicht nur für Kinder und Jugendliche spannend, sondern auch für die Politikerinnen und Politiker immer wieder erkenntnisreich“, sagt Hitzegrad.
Die U18-Wahl wird unter anderem vom Deutschen Bundesjugendring und den Landesjugendringen organisiert; Förderer sind die Bundeszentrale für politische Bildung und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. An zahlreichen Schulen findet außerdem in diesen Tagen die Juniorwahl statt. Schulklassen beschäftigen sich im Unterricht mit der Wahl, dann dürfen Kinder und Jugendliche selbst abstimmen. Gefördert wird diese Arbeit unter anderem von den Parlamenten in Deutschland, den Landeszentralen für politische Bildung und verschiedenen Stiftungen.
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