Auf dem Weg zur Wärmewende
Heizen soll klimaneutral werden. So lautet das Ziel der Bundesregierung. Ein wichtiger Schritt dahin: die kommunale Wärmeplanung. Westfälische Kommunen haben sich bereits auf den Weg gemacht. Die Stadt Soest plant unter anderem eine „Wärmeinsel“, um klimafreundliche Energie in die Quartiere zu bringen.
„Kalte Nahwärme“ lautet das Stichwort im Quartier Neuer Soester Norden. Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine Variante eines Nahwärmenetzes. Dabei zirkuliert niedrig temperiertes Wasser über ein Rohrnetz und transportiert Wärme zu den Haushalten. Da die Temperaturen dabei niedriger sind als bei einer klassischen Fernwärme, werden in den Gebäuden Wärmepumpen installiert. Das Neubaugebiet Neuer Soester Norden wird bereits nach diesem Prinzip mit klimaneutraler Wärme versorgt. In Soest erscheint der Zeitpunkt für ein weiteres Wärme-Projekt günstig, denn eine Straßensanierung sowie energetische Sanierungen bei einigen anliegenden Einrichtungen stehen im Bereich des Paradieser Wegs an.
Wie die Wärme für das Netzwerk aus Schulen, Freizeiteinrichtungen und Klinikum klimafreundlich erzeugt werden könnte, also zum Beispiel über Erdwärme oder eine Biogasanlage, soll nun im Rahmen einer Machbarkeitsstudie herausgefunden werden. Sind die technischen Fragen geklärt und sind die Voraussetzungen für eine „Wärmeinsel“ günstig, gehe es darum, „Anlieger als Wärmeabnehmer für das Projekt zu gewinnen“, sagt Sascha Winkelmann, Projektleiter bei den Stadtwerken Soest. Schließlich rechne sich der Aufbau der „Wärmeinsel“ für das städtische Unternehmen erst, wenn eine gewisse Zahl von Anliegern mitmacht. „Für Eigenheimbesitzer kann der Anschluss an die Quartiersversorgung kostengünstiger sein als eine individuelle Lösung in Sachen Heizenergie, wie zum Beispiel die Installation einer eigenen Wärmepumpe“, wirbt Winkelmann für das Projekt.
Baubeginn für 2025 angestrebt
Entwickeln sich Planung und Bau der „Wärmeinsel“ wie geplant, dann könnte bereits 2025 mit dem Bau begonnen werden. Für Soest hätte das Projekt Pioniercharakter, berichtet der Projektleiter. Findet dieses Modell Nachahmer in weiteren Städten, könnte es den Weg in die Energiewende für Eigenheimbesitzer, aber auch Betriebe und Kommunen erleichtern.
Die kommunale Wärmeplanung soll ein wichtiger Schritt beim Umstieg zu erneuerbaren Energien beim Heizen werden, hat die Bundesregierung angekündigt. Die Stadt Soest ist diesbezüglich schon seit einiger Zeit auf dem Weg. Bis 2030 soll die 50.000-Einwohner-Stadt klimaneutral sein, wurde im Juni 2020 beschlossen. Die Stromwende, die Wärmewende und die Mobilitätswende sind wichtige Bestandteile eines Masterplans. „Die Herausforderung dabei ist aber, dass die Stadt Soest mit ihren Liegenschaften nur für zwei Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich ist. Wir investieren viel in die energetische Sanierung und statten zum Beispiel öffentliche Einrichtungen im großen Umfang mit Photovoltaik aus. Ohne das Engagement der Bürger geht es aber gerade beim Thema Heizenergie nicht,“ sagt der Soester Klimaschutzbeauftragte Tim Scharschuch.
‚Knackpunkt‘ Altstadt
Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen sucht er nach Potenzialen und Wegen für klimafreundliche Lösungen in den Quartieren. Bei Neubaugebieten sei dies vergleichsweise einfach, erzählt er. Wenn es um eine historisch gewachsene Bebauung geht, sei es aber schon schwieriger, diese zum Beispiel über Geothermieanlagen oder auch die Fernwärme mit Wärme zu versorgen. „Die Soester Altstadt ist hier ein ‚Knackpunkt‘, denn in den Gassen können nicht einfach die erforderlichen großen Rohre verlegt werden. Hier werden wir über kleinere Insellösungen nachdenken müssen“, berichtet Scharschuch. Überhaupt, die Insellösungen. Der Klimaschutzbeauftragte, ein studierter Raumplaner, wirbt dafür, dass sich auf dem Weg zur Wärmewende Nachbarschaften zusammenschließen und gemeinsame Lösungen, zum Beispiel für die Versorgung mit Geothermie, entwickeln. „Dann wird es auch günstiger“, sagte er.
Und wie sieht es in Soest nun mit der „kommunalen Wärmeplanung“ aus, die seit einigen Tagen in aller Munde ist? Am liebsten würde man damit gleich beginnen, sagt Scharschuch. Bereits vor einigen Monaten habe die Stadt Soest einen Antrag für die Förderung einer Wärmeplanung gestellt. Nun heißt es warten, bis die Freigabe der zuständigen Behörde kommt. „Wir sind gut vorbereitet“, betont der Klimaschutzbeauftragte.
Annette Kiehl, wsp