Im Bäckerhandwerk sind noch viele Ausbildungsplätze frei. Foto: pixabay
29.07.2020

Ausbildungsmarkt hat Verspätung

Der Ausbildungsmarkt in Westfalen ist in diesem Jahr spät dran. Grund dafür ist die Corona-Pandemie. Wegen der schwierigen Bedingungen ist der Start ins Berufsleben auch nach dem 1. August noch möglich. 

Der gut zwei Monate dauernde Lockdown von Mitte März bis Mitte Mai hat sowohl Schulabgänger als auch Unternehmen verunsichert. In den Schulen gab es keine Berufsorientierung, Ausbildungsmessen und Informationsveranstaltungen fielen aus. Daher sind zum Start des Ausbildungsjahres am 1. August deutlich weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen worden, als in den Jahren zuvor.

Bei der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen in Bielefeld wurden bisher rund 15,4 Prozent weniger Ausbildungsverträge unterschrieben als vor einem Jahr, sagte ein Sprecher auf Anfrage von westfalenspiegel.de. Dort sei der Ausbildungsstart zum 1. August hinfällig, hieß es weiter. Stattdessen unterstütze die IHK einen Start zum 1. oder 15. eines Monats bis in den Winter hinein.

20 Prozent weniger Verträge in Nord Westfalen

„Der Ausbildungsmarkt hat in diesem Jahr sozusagen Verspätung“, erklärt auch Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen. Viele Unternehmen und Jugendliche schließen auch jetzt noch Ausbildungsverträge ab. Das bedeute, dass für viele Berufsstarter die Ausbildung erst im September oder Oktober beginne, so Jaeckel.

Obwohl also auch hier ein späterer Start ins Berufsleben möglich ist, rechnen die Experten nicht damit, dass der gleiche Stand bei den Ausbildungsverträgen erreicht wird wie 2019. Vor einem Jahr  haben rund 9600 Nachwuchskräfte eine Ausbildung in Nord Westfalen begonnen. Bisher liegen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region 6.450 Ausbildungsverträge vor. „Das sind 20 Prozent weniger als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr, doch wir rechnen in den kommenden Wochen damit, dass der Ausbildungsmarkt noch aufholen wird“, sagt Jaeckel. Dabei hat man in Nord Westfalen große regionale Unterschiede ausgemacht: Während der Kreis Warendorf derzeit etwa 14,3 Prozent weniger Ausbildungsstarter hat, beträgt der Rückgang im Kreis Steinfurt 24,1 Prozentpunkte. Die Emscher-Lippe-Region hat aktuell einen Rückstand von 22,7 Prozentpunkten, so die IHK Nord Westfalen.

Gute Chancen für Bäcker, Fleischer und Konditoren

Die Arbeitsagentur hat den Ausbildungsatlas NRW veröffentlicht. Dieser zeigt, in welchen Regionen noch Ausbildungsstellen für bestimmte Berufe zu finden sind. Für Tierpfleger oder Mediengestalter sieht es demnach in Westfalen schlecht aus. Ebenso für Ausbildungsberufe im Sektor Tourismus und Sport oder für Veranstaltungskaufleute. In der Lebens- und Genussmittelherstellung – zum Beispiel als Bäcker, Fleischer oder Konditor – gibt es dagegen sehr starke Besetzungsprobleme. Auch wer Kaufmann im Bereich Verkehr oder Logistik werden möchte, hat in Westfalen noch gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden.

jüb/wsp

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