„Ausruhen dürfen wir uns nicht“
Die Galeria-Gläubiger haben in dieser Woche „grünes Licht“ für die Sanierung des Warenhauskonzerns gegeben. In den Städten werden Pläne geschmiedet.
Dortmund zählt zu den aktuell sechs Städten in Westfalen, in denen Kaufhof- bzw. Karstadt-Häuser vor der Schließung stehen. Ende Januar 2024 soll dort Schluss sein. Rund 300 Mitarbeiter werden ihre Arbeit verlieren – und die Innenstadt ein großes Warenhaus in zentraler Lage. Trotz der Absage des Konzerns will Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal um den Standort kämpfen. Die Verhandlungen für einen möglichen Erhalt des Hauses seien nicht zu Ende, solange es noch Hoffnung gebe, würde gemeinsam mit den Mitarbeitern für den Verbleib von Karstadt in Dortmund gekämpft, sagte Westphal.
Der Standort zähle nach Angaben der Stadt Dortmund zu den umsatzstärksten in Deutschland, die Lage am Westenhellweg sei attraktiv. Eine mögliche Verkleinerung der Warenhausflächen und eine teilweise Nutzung des Gebäudes durch die Stadt Dortmund zählen zu den Vorschlägen. Gleichzeitig signalisiert der Unternehmer Friedrich-Wilhelm Göpel Interesse an einer Übernahme mehrerer Galeria-Häuser, unter anderem in Dortmund und Essen. Er plant eine Umwandlung in Filialen seiner Modekette „aachener“, mit der er bislang im Westen und Südwesten Deutschlands präsent ist. Für vier Häuser in Cottbus, Coburg, Frankfurt und Nürnberg seien bereits Mietverträge unterzeichnet.
In den Galeria-Filialen in Siegen, Paderborn, Hagen und Gelsenkirchen sollen bereits Ende Juni diesen Jahres die Lichter ausgehen. Die Entscheidung des Konzerns beendet dort eine oft jahrelange Schließungsdebatte. „So bitter die endgültige Nachricht von der Schließung nun auch ist: Sie kommt ja nicht vollkommen überraschend“, kommentierte Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge die Entscheidung des Konzerns. Dort, wie auch in weiteren Städten, geht es nun darum, Ideen für eine zukünftige Nutzung der Immobilie zu entwickeln.
Erleichterung in Münster
Erleichterung herrscht in Münster. Nicht nur bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beiden Galeria-Warenhäuser, die praktisch gegenüber liegen. Auch die Kaufleute in der Innenstadt sind froh über die Entscheidung. Dr. Ansgar Buschmann, als Unternehmer mit einem Büroartikel- und Schreibwarenladen im Centrum präsent und im Vorstand der Initiative Starke Innenstadt aktiv, beschreibt eine besondere Situation in Münster: „Die Innenstadt ist nicht in dem Maße von großen Warenhäusern als Kundenmagneten abhängig, wie das in anderen Städten vielleicht der Fall ist. Viele Besucher kommen nach Münster, um hier ein Stück Wohlfühlatmosphäre beim Einkauf zu erleben und nicht unbedingt, um sich in Kaufhäusern mit Dingen des alltäglichen Bedarfs zu versorgen.“
Einen weiteren Vorteil des Standorts Münster sieht Buschmann in den Eigentümern der Immobilen. So steht hinter dem Karstadt-Gebäude die LVM Versicherung. Der Kaufhof ist immerhin teilweise im Eigentum der Stadt Münster. „Hier gibt es einen guten Austausch“, sagt der Unternehmer. Dies sei an Standorten, die sich im Besitz von Immobilienfonds befinden, unter Umständen schwieriger. Ob die beiden Kaufhäuser in Münster eine langfristige Zukunft haben? Zu dieser Frage antwortet Buschmann diplomatisch: „Ich glaube nach wie vor sehr stark an die Innenstadt und an das Einkaufserlebnis, das dort geboten wird. Darauf ausruhen dürfen wir uns aber auch in Münster nicht.
aki, wsp