26.05.2011

Auszeit vom Alltag: Klöster in Westfalen bieten Trauerwochenenden und Yoga-Kurse

Westfalen (wh). Ob es um das Lernen für die Abiturprüfung geht, eine berufliche Auszeit oder das Ausprobieren eines neuen Lebensentwurfs: Klöster stehen nicht mehr ausschließlich Mönchen oder Nonnen offen, sondern wenden sich zunehmend an Gäste, die Entspannung, Ruhe oder Spiritualität suchen. Auch in Westfalen gibt es zahlreiche Angebote wie "Kloster auf Zeit" oder "Urlaub im Kloster".
Das Zisterzienserkloster in Bochum etwa bietet mehr als ein Dutzend Gästezimmer für Gruppen und Einzelpersonen. Für 26,50 Euro pro Nacht erhalten Besucher nicht nur ein Bett und Verpflegung, sondern auch "die Möglichkeit, sich für einige Zeit zurückzuziehen und in der Stille des Klosters neue Kraft und Orientierung zu finden".
Ein ähnliches Angebot bieten die Franziskanerinnen in Münster. "Die Nachfrage nach einer Auszeit im Kloster ist groß", so Schwester Hiltrud Vacker. Gerade junge Menschen interessierten sich zunehmend für einen Aufenthalt in der franziskanischen Gemeinschaft, wo es einen Gästeflur nur für Jugendliche gibt. Die Beweggründe für den Gang ins Kloster sind unterschiedlich: "Manche Menschen suchen den spirituellen Austausch, andere wollen für das Abitur oder Studium lernen", sagt Schwester Hiltrud. Der Glaube an Gott sollte beim Aufenthalt allerdings auch eine Rolle spielen: "Sonst könnte man ja auch ins Hotel gehen."
Den vermeintlichen Widerspruch zwischen Arbeit und Entspannung aufzuheben, verspricht die Abtei Königsmünster in Meschede mit ihrem einwöchigen Programm "Ora-et-labora". "Viele Gäste staunen, wie viel Kraft sie doch schöpfen, wenn sich die Ruhe und die Arbeit in einem gesunden Rhythmus abspielen", sagen die Benediktiner. Das Programm der Abtei umfasst für die Saison 2010/2011 über 70 eng bedruckte Seiten und reicht von Yoga-Kursen über Qi Gong-Seminare bis hin zu "Musikwochenenden für Verwitwete".
Im Kreis Höxter haben sich 22 Klöster zur "Klosterregion Kulturland Kreis Höxter" zusammengetan, um im Netzwerk die Klosterkultur gemeinsam zu vermarkten. "Immer mehr Menschen suchen in Klöstern Erholung vom Alltag. Das ist weit mehr als ein Trend, es ist ein Bedürfnis", weiß die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter, die das Netzwerk betreut.
Diese Erfahrung hat auch Schwester Hiltrud gemacht. Sie führt die verstärkte Nachfrage aber auch auf eine ganz weltliche Entwicklung zurück: "Durch das Internet sind die Angebote der Klöster viel besser aufzufinden. Außerdem sinkt bei vielen Menschen die Hemmschwelle, Kontakt zu einem Kloster aufzunehmen, wenn es eine einladende Website gibt."

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