Automatenkönig Paul Gauselmann. Foto: Gauselmann
01.08.2018

Automatenkönig aus Espelkamp

Paul Gauselmann begann seine Karriere vor rund 60 Jahren mit dem Aufstellen von Musikboxen. Heute ist die Gauselmann-Gruppe ein internationaler Glücksspiel-Konzern mit mehr als 10.000 Mitarbeitern.  

An das Glück glaubt Paul Gauselmann nicht. Das einzige Glück in seinem Leben sei, dass ihm kein Backstein auf den Kopf gefallen ist, erzählt der Unternehmer in seiner Biografie „Der Spielemacher“. Erfindergeist und Fleiß, Mut und Sparsamkeit seien vielmehr die Werte, die ihn stets angetrieben haben. Der gelernte Fernmelderevisor, 1934 im Münsterland geboren, begann vor rund 60 Jahren mit dem Aufstellen von Musikboxen seine Karriere und wurde zu einem Pionier der Glücksspielbranche.

Mit 250 Merkur-Spielotheken und weiteren Spielhallen ist die Gauselmann Gruppe in Deutschland Marktführer und auch international vertreten; die lachende Sonne als Firmenlogo ist in vielen Innenstädten präsent. Entwicklung, Produktion und der Vertrieb von Spielautomaten sind ebenfalls ein großes Firmensegment. In Sachsen-Anhalt betreibt Gauselmann bereits zwei ehemals staatliche Spielbanken, hinzu kommen Sportwetten, Online-Casinos sowie Bingohallen in Großbritannien. 2017 übersprang das Familienunternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern erstmals die Drei-Milliarden-Euro-Umsatzschwelle.

Einer der größten Arbeitgeber der Region

Die Firmenzentrale im ostwestfälischen Espelkamp präsentiert sich angesichts dieser Zahlen bescheiden. Von einem unscheinbaren Bürogebäude im Gewerbegebiet wird das Unternehmen gesteuert. Spielautomaten blinken im Foyer, die Büros sind zweckmäßig eingerichtet. Es passt zur Haltung des Patriarchen Paul Gauselmann, der überzeugt ist, dass man nur durch das Geld reich wird, das man nicht ausgibt.

In der Region Minden-Lübbecke zählt Gauselmann zu den größten Arbeitgebern und wird für sein Engagement geschätzt. Der Unternehmer unterstützt Sportvereine, Kliniken und soziale Initiativen. Er spendete für den Bau des Medizin-Campus OWL in Minden und sanierte das Schloss Benkhausen, das heute der Sitz des Deutschen Automaten Museums ist. Zwei gemeinnützige Stiftungen unterhält die Familie; eine davon unterstützt Kinder von Spielsüchtigen.

Andernorts ist der „Automatenkönig“ jedoch umstrittener. Zwar setzt sich das Unternehmen für den Spielerschutz ein und schult Mitarbeiter, um gefährdete Spieler zu erkennen. Eine moralische Verantwortung lehnt Gauselmann jedoch ab. Das „Spiel um kleines Geld“, wie er es nennt, sei eine wohltuende Abwechslung vom Alltag. Und wer es übertreibt, der habe schon vorher ein Problem gehabt und solle eben aufhören, ist Gauselmann überzeugt – auch entgegen anders lautender wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Spieler nur im Privatleben

Der Selfmademan aus Espelkamp gilt als Tüftler und ist mit fast 84 Jahren immer noch in die Entwicklung der Automaten eingebunden. Als Vorstandssprecher der Gauselmann Familienstiftung prägt er die Leitlinien des Unternehmens, während seine Söhne das operative Geschäft weitgehend übernommen haben. Negative Schlagzeilen machte der Ostwestfale 2012 aufgrund eines umstrittenen Parteispendensystems. Ein Verfahren wegen des Verdachts verdeckter Spenden wurde jedoch eingestellt. 2017 tauchte der Name Gauselmann im Zuge der „Paradise Papers“ auf, einer umfassenden Recherche zu ausländischen Steuerparadiesen.

Was das Geschäft betrifft, überlässt Gauselmann nichts dem Zufall, zeigt sein Werdegang. Ein Spieler ist er nur im Privatleben. Seine Leidenschaft für Romme Cup und Streit-Patience teile er mit Ehefrau Karin, schildert seine Biografin Barbara Dickmann. Um Geld werde dabei nie gespielt, Streichhölzer seien hier die Währung.

Annette Kiehl

Dieser Beitrag erschien zuerst im WESTFALENSPIEGEL Ausgabe 4/2018.

(Stand: August 2018)

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