Autozulieferer in Südwestfalen unter Druck
Die Automobilzulieferer in Südwestfalen spüren erste Auswirkungen des Mobilitätswandels hin zur Elektromobilität. Das zeigt eine gemeinsame Studie der Gesellschaft zur Wirtschafts- und Strukturförderung im Märkischen Kreis (GWS) und der Fachhochschule Südwestfalen in Iserlohn.
Demnach sehen sich rund 40 Prozent der Unternehmen mit neuen Forderungen der Automobilhersteller konfrontiert. Etwa 20 Prozent der Zulieferer in Südwestfalen erwarten einen Rückgang der produzierten Stückzahlen ihrer Teile für den Automobilbau. Damit ist der Mobiliätswandel schon bei vielen Zulieferern angekommen.
Gießereien vor großen Problemen
Je nach Produktionsbereich sehen sich die Unternehmen unterschiedlich unter Druck. Vor allem Gießereien und Schmieden erwarten größere Einschnitte, da ein Großteil ihrer Produkte in Elektrofahrzeugen nicht mehr gefragt ist. Bisher ist die Automobilbranche aber einer der größten Abnehmer für Gussteile. Neben dem Motorblock sind zum Beispiel Turbolader und eine Menge Gehäuse etwa für den Klimakompressor oder die Lichtmaschine aus Guss. Die meisten dieser Teile sind an den Verbrennungsmotor gebunden. Für alle Antriebstypen relevant bleiben dagegen zum Beispiel die Teile des Bremssystems.
Zu den größten Herausforderungen, vor denen die Zulieferindustrie in der Region aktuell stehe, zähle die Umstellung auf eine CO2-neutrale Produktion, sagt Prof. Dr. Andreas Nevoigt, der als Leiter des Labors für Fahrwerktechnik an der Fachhochschule Südwestfalen in Iserlohn die wissenschaftliche Leitung der Studie innehatte. Wenn die Pkw zukünftig klimaneutral über die Straße fahren, sollen sie auch so produziert werden.
Zulieferer leisten mehr Entwicklungsarbeit
Außerdem sagten zahlreiche der befragten Unternehmen, dass die Autohersteller die Lösung für bestimmte Problemstellungen nun auf die Zulieferer verlagerten. „Es werden deutlich mehr Entwicklungsaufgaben an die Zulieferer übertragen“, sagt Nevoigt im Gespräch mit westfalenspiegel.de.
Damit die Branche auch zukünftig wettbewerbsfähig bleibe, müsse sie die Digitalisierung vorantreiben und Produktionsprozesse automatisieren, so Nevoigt. Schließlich werde der Wettbewerbsdruck durch die erwartete Verkleinerung von produzierten Stückzahlen noch größer.
Außerdem empfiehlt der Experte eine Vernetzung vor allem für die vielen kleineren Unternehmen in der Region: „Wer beurteilen will, wie schnell sich die Elektrifizierung in der Automobilbranche vollzieht und von welchen Einflussfaktoren die Entwicklungen abhängen, braucht Partner an seiner Seite“, erklärt Nevoigt.
Insgesamt zählt die Zulieferindustrie in Südwestfalen rund 500 Unternehmen mit etwa 40.000 Beschäftigten. Im Rahmen der Studie zu möglichen Auswirkungen der Elektromobilität auf die Region studierten die Wissenschaftler Hunderte von Quellen und befragten mehr als 60 Zulieferbetriebe und Branchenkenner aus Südwestfalen.
jüb/wsp