„Azubis“ gesucht
Zahlreiche Ausbildungsplätze in der Region sind immer noch unbesetzt. Vor allem im Handwerk werden händeringend „Azubis“ gesucht.
Die Situation sei teilweise „dramatisch“, sagt Carl-Christian Goll, Geschäftsführer Berufsbildung der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld. Etwa 6700 Ausbildungsplätze können im Kammerbezirk noch besetzt werden. „Dabei gibt es in den Branchen durchaus unterschiedliche Bedarfe“, so Goll. Besonders in den Klimaberufen, die sich etwa mit der Installation von Photovoltaikanlagen, der klimagerechten Sanierung von Häusern und Wohnungen oder mit den Themen Heizen und Wärmepumpe befassen, sei die Nachfrage nach Nachwuchskräften groß. Probleme, Auszubildende zu finden, haben aber auch viele Lebensmittelberufe wie etwa das Bäckerhandwerk oder die Fleischer.
Zum 1. August und 1. September ist traditionell für den größten Teil der dualen Ausbildungen der Starttermin. Ende Juni registrierte die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in NRW 51.979 unbesetzte Ausbildungsstellen. „Insgesamt wird es für Betriebe zunehmend schwerer, Ausbildungsstellen zu besetzen. Auf der einen Seite wollen Unternehmen gerne ausbilden, um den erhöhten Bedarf an jungen Fachkräften zu decken und die demographische Entwicklung auszugleichen. Auf der anderen Seite sinkt die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit NRW.
Coronafolgen spürbar
Neben der demographischen Entwicklung – es gibt weniger junge Menschen, die die Schule verlassen – gibt es weitere Gründe für die negative Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt. „Wir spüren immer noch die Coronafolgen“, sagt Sabine Mayer, Abteilungsleiterin für Fachkräftesicherung bei der IHK Nord Westfalen. In den Schulen habe während der Pandemie berufliche Orientierung kaum stattgefunden. Das habe Lücken hinterlassen. „Die jungen Menschen suchen nach Orientierung. Viele wissen nicht genau, was sie nach der Schule anfangen sollen“, so Mayer weiter. Rund 1000 Ausbildungsstellen in Industrie und Handel sind in der Emscher-Lippe-Region und im Münsterland noch unbesetzt. „Schon seit mehreren Jahren hält der Trend an, dass die Unternehmen weniger Auszubildende finden, als sie eigentlich gerne hätten“, so Mayer.
Die Betriebe haben sich längst auf den Bewerbermangel eingestellt. „Die Unternehmen werben um die Zielgruppe über die sozialen Medien, nehmen an Ausbildungsmessen und Speeddatings teil“, sagt Goll. Auch Mayer hat Veränderungen festgestellt: „Viele Unternehmen verzichten inzwischen auf aufwändige Bewerbungsverfahren. Wenn die Bewerberinnen und Bewerber eine E-Mail mit einem Lebenslauf schicken, ist das schon fast die halbe Miete.“
Einstieg jederzeit möglich
Die Chancen, noch einen Ausbildungsplatz zu finden, sind gut. Zumal man auch nach dem 1. September noch einsteigen könne, erklärt Mayer. Und Carl-Christian Goll wirbt: „Die Klimawende ist für viele junge Menschen besonders wichtig. In zahlreichen unserer Ausbildungsberufe können die Jugendlichen die Klimawende mit ihren eigenen Händen mitgestalten.“
jüb/wsp