
Bahn verschiebt Streckenumbau im Münsterland
Die Ertüchtigung der Bahnstrecke Münster – Warendorf wird sich um Jahre verzögern. Auch andere Bahnprojekte stocken.
„Mit großer Bestürzung“ habe man zur Kenntnis genommen, dass die Sicherung von Bahnübergängen bis 2031 von der Deutschen Bahn nicht weiterverfolgt werden soll, heißt es in einem Brief der Bürgermeister von Telgte, Wolfgang Pieper, und Warendorf, Peter Horstmann, an Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Konkret geht es um die Schließung der unbeschrankten Bahnübergänge entlang der Strecke, auf der die RB67 („Der Warendorfer“) fährt. Diese zählt zu den unfallträchtigsten Strecken bundesweit, berichten die Bürgermeister. Doch es geht um noch mehr, denn die Sicherung der Bahnübergänge ist eine Voraussetzung für die Erhöhung des Taktes auf der Strecke: In Zukunft soll dort alle halbe Stunde ein Zug fahren; aktuell gibt es eine stündliche Verbindung. Die Bürgermeister aus Telgte und Warendorf betonen die Bedeutung der Streckenertüchtigung. Ihrer Überzeugung nach ein „zentraler Baustein“ für eine nachhaltige und zukunftsfähige Mobilität und das Wirtschaftswachstum in der Region. „Die Entscheidung wird auch das viel beachtete Projekt S-Bahn Münsterland um Jahre nach hinten werfen“, heißt es weiter in ihrem Brief.
Deutsche Bahn setzt neue Prioritäten
Grund der Verzögerung sind die Prioritäten der Deutschen Bahn. Der Schwerpunkt bei der Vergabe von Mitteln werde auf die Generalsanierung des Bahnnetzes gelegt, heißt es in einem Statement der DB zur Strecke Münster-Warendorf. Man halte an den weiteren Maßnahmen fest, jedoch könne es bei einigen Projekten zu Verzögerungen kommen. Die Planungen würden jedoch gemeinsam mit dem Verband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) weiter vorangetrieben. Der NWL reagiert „kritisch“ auf die Entscheidung der Deutschen Bahn. Man wolle nun im Gespräch mit der DB und der Politik ausloten, welche Möglichkeiten es gibt, das Projekt doch noch früher voranzubringen.
Die Erhöhung des Taktes auf der RB67-Strecke ist ein Baustein hin zur S-Bahn Münsterland. Die Vision ist, alle münsterländischen Kreise bis 2040 mit mindestens halbstündlichen Verbindungen an Münster anzubinden. Um den ÖPNV attraktiver zu machen, sollen zudem Bahnsteige instand gesetzt, zusätzliche Gleise verlegt und Strecken elektrifiziert werden. Ein Vorzeigeprojekt dabei ist die Reaktivierung der Strecke von Münster über Albersloh nach Sendenhorst für den Personenverkehr. Ursprünglich geplant war, dass bereits ab 2025 dort wieder Fahrgäste unterwegs sein können. Dieses Ziel wurde zunächst auf 2026 und dann um ein weiteres Jahr nach hinten verschoben. Grund seien Verzögerungen beim Planfeststellungsverfahren.
Für die Stadt Sendenhorst im Kreis Warendorf hat diese Verbindung eine große Bedeutung. „Sendenhorst und Albersloh leiden unter dem starken Autoverkehr. Wir benötigen die S-Bahn, um dem entgegenzuwirken und um das Klima zu schützen“, sagte Sendenhorsts Bürgermeisterin Katrin Reuscher 2023 gegenüber dem WESTFALENSPIEGEL. Sie reagierte damals verärgert auf die Verzögerung im Zeitplan. Es gelte, den politischen Druck für eine zügige Reaktivierung der Strecke aufrecht zu erhalten, sagte Reuscher.
aki, wsp