Der Verkehrsausschuss hat die Reaktivierung zweier Bahnstrecken in Westfalen-Lippe beschlossen. Foto: pixabay
04.07.2019

Bahnstrecken werden reaktiviert

Der Verkehrsausschuss des NRW-Landtags hat die Reaktivierung zweier Bahnstrecken für den Personenverkehr im Münsterland und Ostwestfalen-Lippe beschlossen.

Sowohl die Westfälische Landes-Eisenbahn (WLE) als auch die Teutoburger Wald-Eisenbahn (TWE) sollen demnach in den ÖPNV-Bedarfs- und den -Infrastrukturfinanzierungsplan aufgenommen werden. „Reaktivierungen von Schienenstrecken haben großes Potenzial. Damit verbessern wir die Anbindung des ländlichen Raumes an angrenzende Ballungszentren“, sagte NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst.

Gesamtkosten von knapp 75 Millionen Euro

Bei den beiden Strecken geht es zum einen um die Verbindung zwischen Sendenhorst und Münster Hauptbahnhof. Auf diesem Abschnitt verkehren derzeit acht Güterzüge pro Woche. Zukünftig soll die Strecke im 20-Minuten-Takt zwischen Münster und Wolbeck und mit zwei Verbindungen pro Stunden zwischen Wolbeck und Sendenhorst für den Personenverkehr befahren werden. Rund 10.000 Fahrgäste täglich werden Prognosen zufolge im Jahr 2030 diese WLE-Strecke nutzen. Die berechneten Gesamtkosten für diesen Abschnitt inklusive der Neueinrichtung von vier Haltepunkten und drei Bahnhöfen soll rund 40 Millionen Euro kosten, teilt das Ministerium mit.

Die zweite Strecke zwischen Harsewinkel, Gütersloh und Verl hat eine Länge von 27,5 Kilometern. Dort soll eine Regionalbahn im 60-Minutentakt fahren. Genutzt werden soll sie Prognosen zufolge von rund 3100 Menschen täglich. Die Kosten für diese TWE-Strecke werden mit 34,5 Millionen Euro angegeben.

Weitere Reaktivierungen gewünscht

Das Planfeststellungsverfahren wird voraussichtlich im Jahr 2020 beginnen. Nach einer Genehmigung, wird die Ausschreibung für den Bau erfolgen. Eine Betriebsaufnahme soll nach Auskunft der Captrain Deutschland GmbH idealerweise 2023/2024 möglich sein.

Die Planungen auf beiden Strecken umfassen die Erneuerung der Gleise, Weichen und Signalanlage, teilt der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) mit. Außerdem sollen alle Stationen barrierefrei eingerichtet werden. Weil die Strecken nicht elektrifizierbar sind, setzt sich der NWL  zum Ziel, hier – wie auch auf anderen heutigen Dieselstrecken – nachhaltige Antriebstechnologien einzusetzen, heißt es weiter.

Die Bürgermeister von Arnsberg, Ralf Paul Bittner (l.), und Sundern, Ralph Brodel, sind für die Reaktivierung der Röhrtalbahn. Foto: Stadt Arnsberg

Die Bürgermeister von Arnsberg, Ralf Paul Bittner (l.), und Sundern, Ralph Brodel, sind für die Reaktivierung der Röhrtalbahn. Foto: Stadt Arnsberg

Auch an anderen Standorten in Westfalen wird über eine Reaktivierung alter Bahnverbindungen diskutiert.  So wollen die Bürgermeister von Arnsberg, Ralf Paul Bittner, und Sundern, Ralph Brodel, die Röhrtalbahn zwischen ihren beiden Städten wieder aktivieren. „Vor dem Hintergrund des seit Jahren permanent wachsenden Verkehrs durch PKW und LKW ist das Röhrtal schon heute häufig an den Kapazitätsgrenzen angekommen. Alleine die Zahl der Berufspendler zwischen den beiden Städten ist beständig wachsend. Über 2600 Sunderner pendeln täglich nach Arnsberg, und knapp 1800 von Arnsberg nach Sundern“, sagen sie. Eine Reaktivierung der Strecke könnte Druck von den belasteten Straßen nehmen.

Deutschlandweit 500 Strecken stillgelegt

Wie das Verkehrsministerium auf Anfrage von westfalenspiegel.de mitteilt, sind in der Vergangenheit bereits mehrere Bahnstrecken reaktiviert worden, etwa Meinerzhagen – Lüdenscheid oder Brilon – Brilon-Wald. „In diesem Jahr wird zudem der Betrieb auf der reaktivierten Hertener Bahn aufgenommen. Auch die Reaktivierungen weiterer stillgelegter Strecken werden von den jeweiligen Aufgabenträgern überprüft, damit der Schienenverkehr in NRW gestärkt wird“, so eine Ministeriumssprecherin. Die Röhrtalbahn sei zur Bewertung für den kommenden ÖPNV-Bedarfsplan angemeldet worden.

In ganz Deutschland wurden in den letzten 20 bis 30 Jahren insgesamt 500 Schienenstrecken mit einer Gesamtlänge von über 5.000 Kilometer stillgelegt. „Im Ergebnis sind viele Städte mittlerer Größe auf der Schiene nicht mehr an Metropolen angeschlossen“, erklärt die Sprecherin.

jüb

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