Bahnverkehr sichern
Der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) prüft eine Übernahme der Eurobahn, die unter finanziellem Druck steht.
Zur Debatte steht aktuell, dass der NWL die Eurobahn und damit auch die Verkehrsleistungen des Bahnunternehmens übernimmt, also selbst Züge auf die Schiene bringt. Der Prüfungs- und Entscheidungsprozess zu dieser Frage und weiteren Optionen stehe derzeit am Anfang, sagte eine NWL-Sprecherin. Joachim Künzel, Geschäftsführer des NWL, hatte vor kurzem Vertreterinnen und Vertreter der Verbandsträger, darunter auch aus Kreisen und kreisfreien Städten über die Situation informiert. Ziel ist es, dass die Verbandsversammlung in der zweiten Jahreshälfte 2024 eine Entscheidung trifft.
Notvergaben sollen verhindert werden
Mit diesem Schritt will der NWL offenbar verhindern, dass er bei einer möglichen wirtschaftlichen Krise der Eurobahn in die Situation kommt, über sogenannte Notvergaben den Bahnverkehr auf den Eurobahn-Verbindungen aufrecht zu erhalten. Das wäre eine große Herausforderung: Die Eurobahn hat im Gebiet des Nahverkehrs Westfalen-Lippe einen Marktanteil von 30 Prozent und bringt somit knapp ein Drittel aller Bahnverbindungen im Regionalverkehr auf die Schiene.
Die Eurobahn ist bereits seit einiger Zeit im Krisenmodus. Vor rund zwei Jahren zog sicher der französische Mutterkonzern Keolis aus dem deutschen Markt zurück und verkaufte die Eurobahn. Die Team Treuhand, Tochter einer Anwaltskanzlei, übernahm das Zugunternehmen. Spürbar wurden die Probleme bei der Eurobahn für Fahrgäste in der Region zuletzt Anfang April, als das Unternehmen einige Verbindungen in Ostwestfalen-Lippe strich bzw. ausdünnte. Der Grund: Akuter Mangel an Lokführern. Der reduzierte Fahrplan sollte helfen, den Bahnbetrieb zu stabilisieren. Damit geriet die Eurobahn jedoch weiter unter Druck, denn wenn Bahnverbindungen ausfallen, werden diese vom NRW nicht vergütet; außerdem drohen Strafzahlungen.
Mit der Prüfung einer möglichen Eurobahn-Übernahme will der NWL nun offenbar den „Worst Case“ eines Komplettausfalls verhindern. „Unser Ziel ist es, den Fahrgästen wieder verlässliche und vollumfängliche Verkehrsleistungen anzubieten und gleichzeitig für die Mitarbeitenden der Eurobahn eine langfristige, sichere Perspektive zu schaffen“, sagte Künzel.
aki, wsp