Der Bestand der Weißstörche hat sich in NRW in den vergangenen Jahren erholt. Foto: pixabay.de
21.05.2024

Bedrohte Artenvielfalt

In Nordrhein-Westfalen ist ein Großteil der Tier,- Pilz- und Pflanzenarten weiterhin akut gefährdet. Aus der Region gibt es aber auch gute Nachrichten.

So hat sich zum Beispiel der Bestand der Weißstörche deutlich erholt. Noch Anfang der 1990er Jahre galten sie in NRW als so gut wie ausgestorben. Im Jahr 2022 brüteten bereits wieder 705 Paare des großen Vogels zwischen Rhein und Weser, darunter auch viele Paare in Westfalen-Lippe. Und auch der Fischotter ist in die Region zurückgekehrt. Vor allem im Münsterland gibt es immer wieder Spuren des possierlichen Jägers.

Insgesamt gelten in NRW 44,4 Prozent der untersuchten Tier-, Pilz- und Pflanzenarten als gefährdet. Damit sei seit der letzten Erhebung im Jahr 2011 mit damals 46,3 Prozent zwar eine leichte Verbesserung festzustellen, so das NRW-Umweltministerium, aber für eine Entwarnung sei es viel zu früh. „Unsere Artenvielfalt ist weiterhin dramatisch gefährdet“, sagt Umweltminister Oliver Krischer. Besorgniserregend sei, dass auch typische Arten der Feldflur und früher ungefährdete sogenannte „Allerweltsarten“ in den Roten Listen zu finden sind und hier noch keine Trendumkehr erkennbar ist. So gelten Feldsperlinge nach wie vor als gefährdet und der früher häufige Schmetterling Kleiner Fuchs wird heute bereits in manchen Regionen auf der Vorwarnliste geführt, erklärt das NRW-Umweltministerium zum Tag der biologischen Artenvielfalt (22.5.).

Frühere Allerweltsarten wie der Kleine Fuchs sind bedroht. Foto: pixabay.de

Frühere Allerweltsarten wie der Kleine Fuchs sind bedroht. Foto: pixabay.de

Die Rückkehr von Tierarten wird möglich, wenn deren Lebensräume wiederhergestellt worden sind, heißt es weiter. Ein Beispiel ist die Renaturierung der Emscher. Dort profitieren viele Libellenarten von der Verbesserung der Wasserqualität – ebenso wie die Emscher-Groppe, die mit der Renaturierung des ehemaligen Abwasserkanals wieder in die gesamte Region zurückkehren kann. Auch andere Arten, die in den letzten rund 200 Jahren im Ruhrgebiet aus dem Emscher-Raum praktisch verschwunden waren, können nun zurückkehren. Minister Krischer: „Ein ambitionierter Naturschutz zeigt Wirkung. Aber von einer nachhaltigen Trendumkehr können wir noch nicht reden.“

Moore sind wichtig für die Artenvielfalt

Ein wichtiger Baustein für den Schutz der biologischen Vielfalt ist die Renaturierung von Mooren. Denn diese sind nicht nur wichtiger Kohlenstoffspeicher, sie bieten auch Lebensraum für viele seltene und gefährdete Arten und sind zudem große Wasserspeicher. Landnutzungsänderungen und Entwässerungsmaßnahmen haben in der Vergangenheit aber auch in NRW dafür gesorgt, dass intakte und naturnahe Moorflächen heute nur noch in wenigen Schutzgebieten zu finden sind. Beispiele sind das FFH-Gebiet „Großes Torfmoor, Altes Moor“ im Kreis Minden-Lübbecke, das „Amtsvenn und Hündfelder Moor“ im Kreis Borken oder das „Mettinger und Recker Moor“ im Kreis Steinfurt.

Nach einer Analyse des Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) besteht in Nordrhein-Westfalen zumindest theoretisch Potenzial für die Renaturierung von Mooren von insgesamt 23.260 Hektar. Von einer erfolgreichen Wiedervernässung von Mooren profitieren auch viele seltene und gefährdete Arten. Hierzu gehört zum Beispiel die Bekassine, auch Sumpfschnepfe genannt, die heute in NRW nur noch in den Kreisen Steinfurt und Minden-Lübbecke vorkommt. Aber auch Moorfrösche, Großlibellen wie die Große Moosjungfer, die verschiedenen Sonnentau- und Torfmoosarten oder Orchideen wie das Moor-Knabenkraut finden in Mooren wertvollen Lebensraum, heißt es.

jüb, wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Gesellschaft, Politik / Wirtschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin