02.04.2020

Beethoven Superstar

Im Jahr seines 250. Geburtstags ist er ein „Idol der Popkultur“: Ludwig van Beethoven hat bis heute starken Einfluss auf die Rockmusik und andere populäre Künste.

„Rote Rosen werden blühen“ sang Caterina Valente 1959 gemeinsam mit ihrem Bruder Silvio Francesco. Ein schwungvoller Cha-Cha-Cha-Rhythmus und ein Text voller Hoffnung: „Ist auch mein Herz heut‘ so allein; ich weiß, das wird nicht immer sein.“ Die Melodie dazu klingt sehr vertraut – kein Wunder, die Geschwister haben sie bei Ludwig van Beethovens „Für Elise“ entliehen. 

Es ist bei weitem nicht die einzige Bearbeitung des weltberühmten Klavierstücks in der Popmusik: Die niederländische Rockband Shocking Blue ließ die „Für Elise“-Melodie in ihrem Lied „Broken Heart“ einfließen, der US-amerikanische Rapper Nas baute sie in sein HipHop-Song „I can“ ein, die Metal-Band Accept spielte sie 2017 beim Wacken-Festival in Schleswig-Holstein auf der E-Gitarre und brachte zehntausende Metal-Fans im Publikum dazu, sie lautstark mitzusingen. 

„Ludwig lebt!“

Kein Zweifel: Ludwig van Beethoven übt auch auf viele Popmusiker eine große Faszination aus. Wie vielfältig seine Einflüsse auf die Populärkultur sind, zeigt demnächst die Sonderausstellung „Ludwig lebt!“ im rock’n’popmuseum in Gronau. Dazu hat Kurator Dr. Thomas Mania ein Team aus Forschern gewonnen, darunter Kunsthistoriker, Musik-, Literatur- und Filmwissenschaftler. Ein erstes Ergebnis des fächerübergreifenden Projekts: „Es ist ganz erstaunlich: Zur Beethoven-Rezeption im Pop und zur Beethoven-Popularität in den populären Künsten gibt es bislang keine substanzielle Forschung“, sagt der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Michael Custodis von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Schriftsteller wie E. T. A. Hoffmann, Clemens Brentano und Thomas Mann ließen sich von Beethoven inspirieren und wirkten daran mit, dass er zum Mythos wurde. Im frühen 20. Jahrhundert entstanden Stummfilme über Beethoven, Jazzkünstler zitierten seine Musik, in Walt Disneys Zeichentrickfilm „Fantasia“ 1940 fliegt eine Pegasus-Familie zu Beethovens 3. Sinfonie. Rund zehn Jahre später erscheinen die „Peanuts“-Comicstrips von Charles M. Schulz, in denen Charly Browns Kumpel Schroeder die Werke des großen Komponisten auf einem Kinderklavier spielt. 

„Roll over Beethoven“

Roll over Beethoven – Chuck Berry. Foto: imago

Roll over Beethoven – Chuck Berry. Foto: imago

Und dann kam 1956 Chuck Berry, ein vorbestrafter Musiker aus dem US-Staat Missouri, brachte einen der Urknall-Songs des Rock’n’Roll heraus und lieferte eines der bekanntesten Zitate der Popgeschichte: „Roll over Beethoven – and tell Tchaikovsky the news!“

Beethoven steht bei Berry für die althergebrachte bürgerliche Kultur, die nun vom neuen Rhythm and Blues abgelöst, „überrollt“ wird. Das Lied war stilprägend und wurde dutzendfach gecovert, unter anderem von den Beatles. Kaum Nachahmer fand hingegen Chuck Berrys Bemühen, sich von Beethoven abzugrenzen. Denn es gebe in der Popmusik Beethoven-Zitate „wie Sand am Meer“, hat Michael Custodis festgestellt. Meistens kämen sie jedoch von Beethoven-Fans.

Die Ausstellungsmacher in Gronau wollen zeigen, warum Beethoven als Wegbereiter der heutigen Popkultur gelten kann, wie Kurator Thomas Mania erläutert. „Beethoven war damals schon ein Star“, sagt Mania, „und einer der ersten freischaffenden Künstler, die sich selbst vermarkten mussten.“ Mit Erfolg, und der hallt bis heute nach. 

Martin Zehren

Die ursprünglich für Mitte Mai geplante Eröffnung der Sonderausstellung „Ludwig lebt!“ hat das Rock’n’Popmuseum Gronau jetzt verschoben. Aktuelle Infos finden Sie hier.

  • Dies ist ein Auszug aus dem Beitrag „Idol der Popkultur“. Der komplette Beitrag ist im Heft 2/2020 des WESTFALENSPIEGEL zu lesen. Zur Heftübersicht gelangen Sie hier.
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