Der Bischof von Münster Dr. Felix Genn. Foto: Bistum Münster
17.06.2022

Bischof räumt persönliche Fehler ein

Abgabe von Macht, transparentere Personalentscheidungen und eine neue Aufarbeitungskommission, aber kein Rücktritt – Felix Genn, Bischof von Münter, hat seine Konsequenzen aus der Missbrauchsstudie vorgestellt.
 
In den vergangenen vier Tagen hat der Bischof die Studie der Historiker, die am Montag in Münster vorgestellt wurde, gelesen. Heute (17.06.) äußerte er sich ausführlich. Dabei bat er zunächst alle Opfer sexueller Gewalt und Menschen, die unter der Vertuschung leiden, um Entschuldigung.

Genn räumte auch eigene Fehler ein. „Ich selbst hätte in einigen Situationen anders handeln müssen“, sagt der Bischof. Dabei wurde der Bischof wenig konkret, sagte aber auch, dass er selbst aber weder Fälle sexuellen Missbrauchs vertuscht noch die Interessen der Institution über die Sorge um die Betroffenen gestellt habe. Daher wolle er nicht zurücktreten. „Ich möchte die mir verbleibende Amtszeit als Bischof von Münster mit höchstem Engagement nutzen, weiterhin und verstärkt auf das zu hören, was Betroffene und unabhängige Gremien mir für den Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum Münster empfehlen und versuchen, das umzusetzen. Meine Zielperspektive wird dabei sein, sexuellen Missbrauch zu vermeiden.“

Aufarbeitungskommission wird eingerichtet

Als weitere Konsequenz kündigte Genn an, Macht abgeben zu wollen und sich einem kirchlichen Verwaltungsgericht zu stellen, das seine Rolle im Umgang mit den Missbrauchsfällen prüfen soll. Personalentscheidungen sollen im Bistum transparenter werden. Dazu will er auch die in der Studie erwähnten „männerbündischen Strukturen“ in der zuständigen Personalkonferenz aufbrechen.


Lesen Sie auch unseren Beitrag zur Vorstellung der Missbrauchsstudie durch die Wissenschaftler: „Flächendeckender Missbrauch“


Ebenso soll ab Januar 2023 ein Verantwortlicher im Bistum regelmäßig überprüfen, dass die Auflagen, die Beschuldigten und Tätern gemacht werden, eingehalten werden. Eine entsprechende Stelle werde eingerichtet. Möglichst bald soll zudem eine Aufarbeitungskommission die Arbeit der Wissenschaftler fortsetzen. Mitglieder dieser Kommission sollen unter anderem auch Betroffene sein. Auch Prof. Thomas Großbölting, Leiter der Missbrauchsstudie, will dort mitarbeiten.

Grabstätten der Bischöfe gesperrt

Als einen ersten sichtbaren Schritt hat das Bistum zudem den Zugang zu den Grabstätten der Vorgängern Genns im Paulusdom in Münster verschlossen. Die Bischöfe Michael Keller, Heinrich Tenhumberg und Reinhard Lettmann, die dort begraben sind, haben laut Studie Verbrechen vertuscht und Täter geschützt. „Ich werde die Toten ruhen lassen, die Wahrheit aber muss ans Licht. Wie dies genau erfolgen und was dafür eine gute und angemessene Form sein kann, soll mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs abgesprochen werden“, so Genn.

Jürgen Bröker, wsp

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