Blutkonserven sind knapp
Die Bereitschaft, Blut zu spenden, geht weiter zurück. Das hat schon jetzt Folgen für die Kliniken. Die Lage ist angespannt und könnte sich weiter verschlechtern.
Für einige Blutgruppen müssten die Konserven-Bestellungen der Krankenhäuser bereits um 50 Prozent gekürzt werden, so eine Sprecherin des DRK-Blutspendedienstes West gegenüber dem WESTFALENSPIEGEL. Der Engpass sei bei der Blutgruppe 0 negativ besonders groß. Es ist die Blutgruppe der Universalspender. Denn beinahe jeder kann Blutkörperchen der Blutgruppe 0 mit dem Rhesusfaktor negativ als Transfusion erhalten. „Aber eigentlich brauchen wir Blutspenden aus allen Gruppen“, sagt die Sprecherin weiter.
In den ersten vier Monaten des Jahres sind im Bereich des Blutspendebezirks West knapp elf Prozent weniger Blutspender registriert worden. Für einzelne Kreise wie Warendorf (minus 14,8 Prozent) oder Borken (minus 16,7 Prozent) war der Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch größer. Das lässt für die Situation in den kommenden Wochen und Monaten nichts Gutes ahnen. „Schon im vergangenen Sommer haben einige Kliniken Operationen verschoben, weil ihre vorrätigen Blutpräparate nicht ausreichten, um bei Bedarf Patienten zu versorgen“, erklärt die Sprecherin. Schon jetzt könne man die Anforderungen vieler Kliniken nicht mehr erfüllen.
Negativtrend „dringend stoppen“
Auch in Dortmund sind Spenderzahlen rückläufig. „Die Situation macht uns bereits seit Januar ziemlich zu schaffen. Wir brauchen das Blut ja nicht nur für Operationen, sondern unter anderem auch für Verbrennungspatienten oder für die Krebstherapie von Kindern und Erwachsenen“, sagt Dr. Uwe Cassens, Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin im Klinikum Dortmund.
Die Experten des Blutspendedienstes führen die aktuell geringe Bereitschaft auf die Aufhebung der Einschränkungen wegen der Pandemie zurück. Die Menschen könnten wieder etwas unternehmen, verreisen, ins Theater oder ins Restaurant gehen. Da falle der Blutspendetermin oft „hintenüber“. „Die Institutionen im Blutspendewesen kennen den schwankenden Verlauf über das Jahr, es gibt immer Zeiten, in denen es schwierig wird. In diesem Jahr zeigen sich die Auswirkungen jedoch schon so früh, so dass der rückläufige Aufkommenstrend jetzt dringend gestoppt werden muss“, sagt Stephan David Küpper, Sprecher des DRK-Blutspendedienstes West.
Ein weiteres Problem: Die spendenfreudige Babyboomer-Generation wird zunehmend zu alt für eine Blutspende. Doch es rücken kaum jüngere regelmäßige Spender nach. Ein Trend, der den Spendediensten große Sorgen bereitet. Lässt er für die Zukunft doch weitere Engpässe erwarten.
Spende auch nach Corona-Infektion möglich
Wer Blut spenden möchte, findet Angebote in seiner Nähe auf der Website des Blutspendedienstes West. Übrigens können auch Menschen ihren Lebenssaft spenden, die eine Corona-Erkranken überstanden haben. Wer weitestgehend ohne oder mit nur leichten Symptomen durch die Infektion gekommen ist, sollte eine Woche nach Abklingen der Symptome warten. Wer etwas heftiger erkrankt ist, bis zu vier Wochen.
jueb/wsp