Brückensprengung wohl verschoben
In Lüdenscheid wächst der Unmut über das Bundesverkehrsministerium. Grund sind Unklarheiten über den Termin für die Sprengung der gesperrten Rahmedetalbrücke.
Bei seinem Besuch im August hatte Bundesverkehrsminister Volker Wissing zugesichert, dass die Autobahnbrücke, die seit Dezember 2021 für den Verkehr gesperrt ist, noch in diesem Jahr fallen soll. Nun habe die Autobahn GmbH aber kurz und knapp mitgeteilt, dass das Verfahren zur Vergabe der Sprengung noch nicht abgeschlossen sei, so die Stadt Lüdenscheid. Daraufhin hat Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer eine für Mittwoch geplante Informationsveranstaltung für die Bürgerinnen und Bürger abgesagt.
„Ich bin massiv verärgert über das Kommunikationsverhalten auf Bundesebene. Auf dieser Basis ist es weder sinnvoll noch fair, eine Informationsveranstaltung anzubieten – vor allem, wenn sicher geglaubte wesentliche Infos Tage vorher plötzlich fraglich sind“, so Wagemeyer. Bei der Veranstaltung am Mittwoch sollte es um die Sprengung der maroden A45-Talbrücke und die dafür erforderlichen Vollsperrungen einiger Straßen im Stadtgebiet gehen. Außerdem sollte besprochen werden, wie die Verkehrsführung, Erreichbarkeit und Versorgung der von den Sperrungen besonders betroffenen Stadtteile erfolgen sollte. Bisher war als letztes Datum für eine mögliche Sprengung der 18. Dezember genannt worden.
„Erwarten Verlässlichkeit und Verbindlichkei“
Wagemeyer ist vom Bundesverkehrsministerium als Bürgerbeauftragter in Sachen Rahmedetalbrücke eingesetzt worden. Nun fühlt er sich nicht ausreichend informiert. „Offensichtlich werde ich nicht umgehend und unmittelbar über alle Entscheidungsprozesse auf dem Laufenden gehalten“, macht Wagemeyer seinem Ärger Luft. Dass es „durchaus heikel“ sei, Informationen aus einem laufenden Vergabeverfahren preiszugeben, sei ihm bewusst, betont der Bürgermeister. „Dennoch erwarten die Menschen hier vor Ort und auch ich nun Verlässlichkeit und Verbindlichkeit. Rund um die Veranstaltungen haben wir hier vor Ort unsere Hausaufgaben gemacht. Das erwarten wir nun auch von den übergeordneten Stellen.“
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Verärgert zeigt sich auch die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK).„Die sang- und klanglose Verschiebung der Sprengung der maroden Rahmedetalbrücke und die öffentliche Kritik des Bürgerbeauftragten gegenüber den verantwortlichen Stellen machen mich sprachlos und wütend. Die regionale Wirtschaft steht nicht nur vor dem Scherbenhaufen einer verfehlten Infrastrukturpolitik, sondern sie fühlt sich auch nicht mehr ernst genommen“, sagt SIHK-Präsident Ralf Stoffels.
Auch in der Bevölkerung macht sich vermehrt Unmut breit. Die „Bürgerinitiative A45“ hat für den 6. Oktober zu einer Demonstration aufgerufen. Die Initiative kämpft für das Transitverbot des überregionalen LKW-Verkehrs durch Lüdenscheid und für eine Umleitung über Köln oder Kassel. „Wir fordern eine Gesetzesänderung für einen schnelleren Brückenbau, ein Nachtfahrverbot für LKW über 3,5 Tonnen und ein Verbot des überregionalen Durchgangsverkehr, auch im Volmetal“, heißt es in einer Mitteilung der Initiative. Dabei verweist sie darauf, dass trotz zahlreicher Warnschilder auf der A45 und umliegenden Autobahnen täglich rund 23.000 Fahrzeuge, darunter etwa 6500 Laster, die ausgewiesenen Umleitungsstrecken durch Lüdenscheid und das Volmetal befahren.
Regelmäßige Treffen gefordert
Als Konsequenz aus dem schlechten Informationsfluss zwischen dem Bundesverkehrsministerium und der Stadt Lüdenscheid fordert Bürgermeister Wagemeyer vehement „mehr und verbesserte Kommunikation“ – und vor allem Transparenz. Diese Transparenz will der Bürgermeister nun neben dem Lenkungskreis unter Leitung von Staatssekretärin Susanne Henckel durch regelmäßig in Lüdenscheid stattfindende Spitzengespräche mit allen beteiligten Behörden, Verbänden sowie Politikern von Land, Bund und der Kommune herbeiführen. Die Termine dafür hat Wagemeyer bereits geplant. Für das erste Gespräch soll zum 15. November eingeladen werden, alle weiteren sollen möglichst im Acht-Wochen-Rhythmus folgen.
Die nun abgesagte Bürgerinformationsveranstaltung am Dickenberg soll „selbstverständlich nachgeholt werden, sobald alle Informationen rund um Sperrung und Sprengung vorliegen“, so der Bürgermeister.
jüb/wsp