Bühne frei!
Die Freilichtbühnen in Westfalen fiebern der neuen Saison entgegen. Zwei Jahre lang hat die Pandemie sie ausgebremst, nun hoffen die Laientheater auf einen Normalbetrieb im Sommer 2022.
Die Saison 2020 fiel für die Amateurtheater komplett aus. 2021 gab es an einigen Bühnen ein abgespecktes Programm vor reduzierten Besucherzahlen. 2022 wollen die Theater in der Region nun wieder durchstarten. „Die Freilichtbühnen sind wesentlich optimistischer als in den vergangenen beiden Jahren. Fast alle Theater planen wieder ein normales Programm“, sagt Heribert Knecht, Vorsitzender der Region Nord des Verbands Deutscher Freilichtbühnen (VDF). 2021 hätten die Theater nur etwa 30 Prozent ihrer Zuschauerkapazität ausnutzen dürfen. Das machte sich natürlich in den Besucherzahlen bemerkbar. So zählten die Bühnen in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr rund 62.000 Gäste. Vor der Pandemie waren es jährlich etwa 300.000 Besucher.
Zahlreiche Bühnen haben dennoch auch im vergangenen Jahr kreative Angebote gemacht. So entwickelte die Burgbühne Stromberg (Oelde) mit einigen Kindern ein eigenes Stück. „Die Gruppe hat sich eine Geschichte ausgedacht und per Video-Konferenzen mit dem Regisseur Hendrik Becker erarbeitet. ,Pompelponia – Der fliegende Wunderzirkus’ feierte Ende Juni auf der Wiese am Burgplatz Premiere und ging dann auf Tournee in die Gärten der Senioreneinrichtungen der Umgebung“, berichtet Knecht.
„Froh und erleichtert“
Auch die Freilichtbühne Coesfeld musste ihre geplanten Stücke verschieben. Stattdessen spielte man dort Aufführungen, die mit kleineren Ensembles auskamen. Nun laufen bereits die Proben für die neuen Stücke „Pippi Langstrumpf“ und „Eine Hochzeit zum Verlieben“. „Wir sind froh und erleichtert, dass wir in dieser Saison wieder mit dem ganzen Ensemble proben und voraussichtlich auch unter normalen Bedingungen spielen können“, sagt Sabrina Bernemann von der Freilichtbühne Coesfeld.
Der VDF hofft darauf, 2022 an Vor-Corona-Zeiten anknüpfen zu können. „Die Bühnen freuen sich, wieder vor einem vollen Haus spielen zu dürfen“, sagt Knecht. Überall ist der Vorverkauf für die neue Saison gestartet. Verlief dieser in den ersten Monaten des Jahres noch schleppend, hat er seit Anfang April Fahrt aufgenommen, berichtet Knecht: „Wir stellen fest, dass vor allem die Nachfrage von Schulen und Kindergärten für die Kinder- und Familienstücke wieder deutlich angezogen.“ Offensichtlich gebe es bei diesen Gruppen einen großen Nachholbedarf.
Auf allen Bühnen wieder Aufführungen
Für den Besuch der Theater unter freiem Himmel gibt es so gut wie keine Einschränkungen mehr und auch hinter und auf der Bühne sind die Akteure von den strengen Corona-Auflagen weitestgehend befreit. Diese hatten die Freilichtbühnen im vergangenen Jahr ausgebremst. So waren kaum Proben möglich, da die Schauspieler Abstände einhalten und Maske tragen mussten. Auch für den Bau der Requisiten oder das Schminken und Einkleiden der Akteure gab es im vergangenen Jahr noch Einschränkungen. Weil zudem im Frühjahr noch unklar war, wie viele Zuschauer im Sommer in die Theater hätten kommen dürfen, hatten einige Theater ihre Spielzeit frühzeitig abgesagt. „Andere haben kürzere Aufführungen einstudiert, um ohne Pause spielen zu können“, sagt Knecht.
Trotz der Schwierigkeiten musste kein Theater aufgeben. Auf allen Bühnen in Westfalen gibt es in diesem Sommer wieder Stücke. Möglich gemacht haben das Rücklagen der Theater sowie finanzielle Hilfen von Bund und Land. Die Amateurbühnen haben die Zeit auch genutzt, um Projekte, die in normalen Spielzeiten liegen bleiben, zu realisieren. So hat etwa die Freilichtbühne Schloß Neuhaus ein neues Eingangsgebäude gebaut.
Traditionell starten die Festspiele Balver Höhle als erste in die Saison. Dort geht es ab Anfang Mai mit dem Kinderstück „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ los. Ab Mitte Mai folgt mit „Musicalzauber“ eine Reise durch die Musicalgeschichte von Mamma Mia über Dirty Dancing bis hin zu Sister Act. In Coesfeld beginnt die Saison am 21. Mai mit der Premiere von „Eine Hochzeit zum Verlieben“.
Eine Übersicht über die Freilichttheater in der Region finden Sie hier.
Jürgen Bröker, wsp