Bürger entscheiden gegen Nationalpark
Die Bürgerinnen und Bürger in den Kreisen Paderborn und Höxter lehnen einen Nationalpark Egge ab. Bei Bürgerentscheiden fiel das Votum gegen einen Nationalpark aus.
Im Kreis Höxter stimmten mehr als 66 Prozent der Befragten gegen den Nationalpark. „Der Souverän hat entschieden. Das Mehrheitsvotum ist für uns alle bindend“, erklärte Landrat Michael Stickeln. Damit habe der Bürgerentscheid den bereits bestehenden Kreistagsbeschluss gegen eine Bewerbung für einen Nationalpark auf den landeseigenen Flächen im Kreisgebiet bestätigt.
Auch im Kreis Paderborn stimmte die Mehrheit der Bürger gegen einen Nationalpark Egge. Diese fiel mit etwas mehr als 55 Prozent allerdings deutlich geringer aus. Die Wahlbeteiligung lag im Kreis Höxter bei 58,6 Prozent, im Kreis Paderborn stimmten 47,5 Prozent der Wahlberechtigten ab.
Nationalpark in Westfalen nun unwahrscheinlich
Umweltverbände reagierten enttäuscht auf das Votum. Hier wurde eine große Chance vertan, eine entscheidende Weiche für mehr Natur- und Artenschutz im bevölkerungsreichsten Bundesland zu stellen, sagte etwa NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Die hohe Wahlbeteiligung sei aber in Zeiten von Populismus und Politikverdrossenheit ein positives Signal für mehr direkte Demokratie. Die Abstimmungen zeigten aber auch, dass noch viel Aufklärungsarbeit und politisches Engagement notwendig seien, um den Naturschutz in Deutschland voranzubringen, obwohl die Biodiversitäts- und Klimakrise die drängendsten Probleme unserer Zeit sind.
In den Kreisen Höxter und Paderborn hatten sich im letzten Jahr Nationalparkbefürworterinnen und -befürworter zusammengetan, um unter der Überschrift „Ja! zu unserem Nationalpark Egge“ ein Bürgerbegehren auf den Weg zu bringen. Ziel der Befürworter: die Bewerbung der heimischen Region für einen Nationalpark. Eine solche Bewerbung wird es nun nicht geben.
Argumente der Gegner finden mehr Anhänger
Die Gegner hatten argumentiert, dass durch einen Nationalpark Nachteile für Land- und Forstwirtschaft entstehen würden. Auch befürchteten sie einen Arbeitsplatzabbau etwa in der Holzindustrie. Zudem führten sie an, dass ein Nationalpark Beschränkungen für eine Freizeitnutzung des Waldes mit sich bringe und jährliche Kosten in Höhe von rund zehn Millionen Euro verursachen würde. Ihre Argumente verfingen in der Bevölkerung offenbar stärker als die Argumente der Befürworter, die vor allem einen stärkeren Artenschutz ins Feld führten. „Verlierer wird allerdings leider die Natur sein: Keine andere gesetzliche Schutzkategorie ermöglicht einen Vollschutz des Gebietes und eine dauerhafte Sicherung wie ein Nationalpark“, heißt es etwa auf der Website der Initiative „Wildschön – JA! zum Nationalpark Egge“.
Die schwarz-grüne Landesregierung will neben dem Nationalpark Eifel einen weiteren Nationalpark in NRW einrichten. Dass dieser nach Westfalen kommt, ist nach den Bürgerentscheiden in Ostwestfalen-Lippe unwahrscheinlich. Zuvor hatten bereits andere Regionen in Siegen-Wittgenstein und im Sauerland eine Bewerbung abgelehnt.
Unabhängig vom aktuellen Prozess zur Findung eines zweiten Nationalparks wird die Landesregierung ihre Arbeit zum Schutz des wertvollen Naturerbes fortsetzen, heißt es aus dem NRW-Umweltministerium. „Ohne eine intakte Natur, ohne ein wildes und lebendiges Nordrhein-Westfalen sind unsere Lebensgrundlagen gefährdet“, sagte Minister Oliver Krischer. „Die Landesregierung hat sich vorgenommen, mit einer Vielzahl von Maßnahmen und einer umfangreichen Finanzierung die Biodiversitätskrise wirksam zu bekämpfen und in allen Politikfeldern mitzudenken.“
jüb, wsp