Der Sauerländische Gebirgsverein (SGV) sucht in seinem Projekt der REGIONALE 2025 nach Lösungen, um junge Mitglieder, Ehrenamtliche und Engagierte zu gewinnen. Foto: Ralf Litera, SGV
05.12.2024

„Bürokratieabbau ist die beste Förderung“

Zum Tag des Ehrenamtes: Der Sauerländische Gebirgsverein erforscht, wie das freiwillige Engagement Zukunft haben kann. Der Westfälische Heimatbund (WHB) fordert bessere Rahmenbedingungen.

Viele Menschen in Westfalen engagieren sich in Vereinen, haben aber Scheu vor dem Vorstandsamt. Das Projekt „Zukunft Ehrenamt sichern“ des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV) und des Westfälischen Heimatbundes erprobt seit 2021, welche Unterstützung es braucht, um Vereinsarbeit zukunftsfähig zu machen. Es wird im Rahmen der Regionale 2025 in Südwestfalen umgesetzt und von der NRW-Stiftung gefördert. Der SGV zählt mit rund 29.000 Mitgliedern zu den größten Freizeit- und Wandervereinen in NRW. Eine zunehmende Herausforderung ist es dort jedoch, Freiwillige für Vorstandsämter in den Ortsgruppen zu gewinnen. In dem Projekt wurden jetzt 15 Gruppen begleitet. Zum einen um herauszufinden, wo Probleme liegen und um zu erproben, an welchen Stellen es Unterstützung braucht.

Forderungen an die Politik

Eine große Hürde in Bezug auf Vorstandsämter sei der bürokratische Aufwand, berichtet SGV-Geschäftsführer Christian Schmidt. „Dazu zählen beispielsweise die Datenschutzgrundverordnung, aber auch die Abgaben für Gema und GEZ.“ Schmidt kritisiert die hohen Anforderungen des Staates: „Teilweise werden Vereine bei diesen Themen wie mittelständische Unternehmen behandelt, obwohl hier Menschen ehrenamtlich tätig sind.“ LWL-Landesdirektor Dr. Georg Lunemann, Vorsitzender des WHB, fordert bessere Rahmenbedingungen für Vereine: „Bürokratische Hürden, steigende Anforderungen sowie Haftungsrisiken lassen freiwilliges Engagement zunehmend unattraktiv werden.“ Er betont: „Ehrenamtsförderung ist auch eine Investition in unsere Demokratie.“ Hier zählen neben dem Bürokratieabbau unter anderem die Verankerung der Engagementförderung im Grundgesetz, die Reform des Vereins- und Gemeinnützigkeitsrechts und eine Modernisierung von Förderverfahren zu den Anliegen des WHB. Auch ein Ehrenamtsticket für Bus und Bahn oder ein steuerlicher Bonus könnten Anreize sein, sich zu engagieren.

Fortbildungen für das Ehrenamt

Unterstützung für ihr Amt können ehrenamtlich engagierte Menschen bei der Westfalenakademie erhalten, einer Initiative der Stiftung Westfalen-Initiative. Hier können Aktive aus Vereinen Fortbildungen zu Themen rund um bürgerschaftliches Engagement belegen. Die Bandbreite reicht von „Social Media für Vereine“ über „Umgang mit demokratiefeindlichen Tendenzen“ bis hin zu „Datenschutz im Verein“. Doch aller Angebote zum Trotz betont Schmidt: „Die beste Förderung für das Ehrenamt wäre ein Bürokratieabbau.“

In dem Projekt „Zukunft Ehrenamt sichern“ geht es auch um die Gewinnung von Nachwuchs für die Vereine. „Hier stand zunächst die Frage im Mittelpunkt, für welche Themen und Werte wir stehen und wir wir diese nach außen darstellen“, berichtet Schmidt. Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen und die Entwicklung von Angeboten habe der Vereinsarbeit einen Motivationsschub gegeben. „Und zwar über die unmittelbar beteiligten Ortsgruppen hinaus“, betont er. So soll die gesamte Vereinslandschaft in Westfalen von den Erkenntnissen und Lösungen aus dem Projekt profitieren, zum Beispiel in Form von Checklisten oder Anwendungen, die vor Ort in unterschiedlichen Vereinen genutzt werden können. Für den Sauerländischen Gebirgsverein fällt die Bilanz bereits positiv aus. Ein sichtbares Zeichen: Das Projekt soll mit einer festen Ansprechpartnerin über das Ende der Förderperiode hinaus fortgesetzt werden.

Weitere Informationen zum Fortbildungsangebot der Westfalenakademie finden Sie hier.

aki, wsp

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