Comeback als Wohnort
Ländliche Regionen in Nordrhein-Westfalen verzeichnen seit einigen Jahren ein Bevölkerungsplus. Das zeigt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung am Beispiel des Hochsauerlandkreises.
Mitte der 2000er Jahre ging der Trend noch zur Stadt. Während zum Beispiel Münster deutlich an Einwohnern gewann, verloren die ländlichen Regionen Westfalens. Gerade Kreise wie Minden-Lübbecke, Lippe und Höxter oder auch die südwestfälischen Regionen verzeichneten Wegzüge von Einwohnern, zeigen Daten des Statistischen Landesamtes von 2009 bis 2011, die für die Studie ausgewertet wurden. Bereits gegen Ende der 2010er Jahre änderte sich der Trend. Die ländlich gelegenen Kreise registrierten weniger Fortzüge oder gewannen sogar wieder Einwohner hinzu.
Die Jahre 2020 und 2021, geprägt von der Corona-Pandemie, gaben dieser Entwicklung einen weiteren Schub. Stark angespannte Wohnungsmärkte in vielen Städten und die vermehrte Möglichkeit zum Homeoffice haben mehr Menschen dazu veranlasst, ihre Wohnungssuche in ländliche Regionen auszudehnen. So verzeichneten Kreise wie Minden-Lübbecke, Steinfurt und Höxter deutliche Wanderungsgewinne: Mehr Menschen zogen dorthin, statt von dort aus in andere Regionen abzuwandern. Der Zuzug nach Münster, Bielefeld oder auch ins Ruhrgebiet hat sich hingegen abgeschwächt. Der Wanderungssaldo der Städte bleibt aber im Plus.
Hochsauerlandkreis gewinnt wieder mehr Einwohner
Die Studie der Bertelsmann-Stiftung untersuchte diese Entwicklung unter anderem im Hochsauerlandkreis. Dort schrumpfte die Bevölkerung seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre. Lediglich das Jahr 2015 mit einer großen Zahl von Geflüchteten sorgte für einen Zuwachs an Einwohnern. Seit einigen Jahren beobachten die Statistiker in der Region um Arnsberg jedoch ein leichtes Plus bei der Bevölkerungsentwicklung. Es gebe dort auf moderatem Niveau ein Comeback als Wohnort und auch auf dem Grundstücks- und Immobilienmarkt sei die gestiegene Nachfrage spürbar, heißt es. Eine Rolle spielen dabei besonders Menschen, die zurück in ihre Heimatregion ziehen wenn sie eine Familie gründen. Die Vorteile, die der ländliche Raum ihnen bietet, werden dann wieder stärker wertgeschätzt.
Es gibt jedoch auch eine „Wachstumsmüdigkeit“ in ländlichen Regionen, berichten die Forscher in der Studie. Steigende Immobilienpreise und immer mehr Neubauten würden dort nämlich auch kritisch gesehen, zeigen Interviews aus dem Kreis Euskirchen, der neben dem Hochsauerlandkreis ein Untersuchungsobjekt für die Studie der Bertelsmann-Stiftung war.
wsp