Für die Spargelernte werden viele Helfer benötigt. Foto: pixabay
26.03.2020

Corona-Krise: Landwirten fehlen Erntehelfer

Einen Engpass bei der Versorgung mit Lebensmitteln wird es nicht geben, sagt der WLV. Aber vor allem Spargelbauern wissen nicht, ob sie genügend Erntehelfer bekommen.

Die Versorgung mit Lebensmitteln ist in der Corona-Krise sicher. Das macht der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV) deutlich. „Milch, Fleisch, Brot, Kartoffeln und Gemüse aus lokaler und regionaler Erzeugung stehen dank der tagtäglichen Arbeit unserer Bauernfamilien in Westfalen-Lippe in ausreichenden Mengen zur Verfügung. Niemand muss sich Sorgen machen, dass sich dies in den kommenden Wochen und Monaten ändern wird. Für das Lebensnotwendige ist und bleibt gesorgt“, bekräftigt Hubertus Beringmeier.

„Wir können nicht planen“

Dennoch herrscht unter den Landwirten Unsicherheit, wie sie ihre Ernte einholen können. Der Grund: Wegen der Corona-Pandemie fehlen vielen heimischen Bauernhöfen langjährige Saisonarbeitskräfte als Erntehelfer für Spargel oder auch Erdbeeren. Die Regelungen für die Einreise von Erntehelfern aus Polen, Rumänien oder anderen osteuropäischen Staaten ändern sich in diesen Wochen beinahe täglich.

„Die Situation ist für uns derzeit schwierig, weil wir nicht richtig planen können. Wir müssen sehr flexibel sein“, sagt zum Beispiel Heiner Schulte-Scherlebeck. Er betreibt einen Spargelhof in der Nähe von Recklinghausen. Dennoch ist er „vorsichtig optimistisch“. Schließlich sei die Hälfte seiner Mannschaft bereits angekommen.

Schulte-Scherlebeck betont, dass es bei den Helfern nicht nur darum gehe, Spargel zu ernten. „Wir benötigen auch Kräfte, um das Gemüse, das in einigen Wochen geerntet und in den Supermärkten liegen soll, jetzt zu pflanzen“, so Schulte-Scherlebeck weiter.

Flugzeug chartern für Erntehelfer

Um ausreichend Helfer vor Ort zu haben, haben Landwirte in den vergangenen Tagen gemeinsam sogar Flugzeuge gechartert. Das geht nun (Stand 26.03.2020) nicht mehr. Der Deutsche Bauernverband und auch der WLV haben daher eine Vermittlungsbörse eingerichtet. Mit ihrer Hilfe sollen Menschen, die aushelfen möchten, Landwirte finden, die noch Helfer suchen.

Der Spargel wächst – auch in der Corona-Krise will er geerntet werden. Foto: pixabay

Der Spargel wächst – auch in der Corona-Krise will er geerntet werden. Foto: pixabay

Die Hilfsbereitschaft ist jedenfalls groß. Das hat auch Schulte-Scherlebeck in den vergangenen Tagen erfahren. „Bei uns haben sich viele Menschen gemeldet, die uns bei der Ernte helfen möchten. Und es kommen immer noch Angebote“, sagt er. Zum Teil hatten ihm Anrufer sogar angeboten, auch unentgeltlich auf den Feldern zu arbeiten.

Allerdings sei die Unterstützung bei der Spargelernte auch gar nicht so einfach, betont er. Denn Spargelstechen will gelernt sein. Ungelernte Hilfskräfte könnten daher eher beim Schälen oder Packen des Spargels eingesetzt werden. Und der Landwirt sieht noch ein weiteres Problem. Viele Menschen könnte ihre Hilfe derzeit lediglich bis Mitte April anbieten. Der Spargel wächst aber weiter und wird bis in den Juni hinein geerntet.

jüb/wsp

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