
Das Erbe der Gartenschauen
Was folgt auf den Landesgartenschausommer? Wir haben in Hamm, Rietberg und Bad Lippspringe nachgefragt.
Einen Sommer lang ist Höxter das Ziel zahlreicher Ausflügler und Touristen. Garteninteressierte oder auch einfach Neugierige strömen aus der Region und von weiter her zur Landesgartenschau. Die Stadt blüht und es finden täglich zahlreiche Veranstaltungen statt – von der Lesung über Sport bis hin zum großen Konzert. Doch was bleibt, wenn der Gartenschausommer vorbei ist?
Anziehungspunkt Maxilianpark
Die erste Landesgartenschau in NRW fand 1984 in Hamm auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Maximilian statt. Die Schachtanlage hatte bereits einige Jahre brachgelegen, die Landesgartenschau sollte einen Aufbruch in eine bessere Zukunft markieren. Auf dem 22 Hektar großen Gelände wurde ein Landschaftpark angelegt. Kunst und Landschaftsbau, Industriekultur und Staudenbeete wurden kombiniert. Weithin sichtbares Symbol des Wandels ist der Glaselefant, eine begehbare Plastik, die der Künstler Horst Rellecke zur Landesgartenschau an der ehemaligen Kohlenwäsche installierte und die heute das Wahrzeichen von Hamm ist.
Der Maximilianpark zählt auch fast 40 Jahre nach der Landesgartenschau zu den beliebten Ausflugszielen in der Region. Zahlreiche Spielplätze machen den Park zum Anziehungspunkt für Familien, es gibt seit 2011 einen Staudengarten des Gartenkünstlers Piet Oudolf und in der Werkstatthalle finden zahlreiche Veranstaltungen statt.

Der Piet-Oudolf-Garten im Maximilianpark in Hamm. Foto: Frank Bruse
Historischer Stadtkern wurde saniert
André Kuper hat während seiner Amtszeit als Bürgermeister von Rietberg die Landesgartenschau 2008 dort mit initiiert und begleitet. Die Schau gab der Stadt zwischen Paderborn und Gütersloh einen entscheidenden Schub, ist der amtierende Landtagspräsident überzeugt. „Vor der Landesgartenschau gab es in Rietberg keinen Stadtpark. Gerade Familien haben sich ein solches Gelände aber immer wieder gewünscht. Durch die Gartenschau konnte dieser Plan dann endlich verwirklicht werden“, berichtet Kuper.
Heute, 15 Jahre später, sei der Park mit rund 400.000 Gästen im Jahr immer noch beliebt bei allen Generationen. „Die Effekte der Gartenschau gehen aber weit darüber hinaus und sind immer noch sichtbar. Hunderte Bäume wurden gepflanzt, von denen viele heute in voller Kraft stehen. Im Umfeld des Parks wurden zahlreiche Radwege angelegt und ein Hotel eröffnet. Zudem hat die Landesgartenschau den historischen Stadtkerns in Rietberg komplett saniert und jahrzehntelangen Stillstand beseitigt“, beobachtet Kuper.

Beliebtes Ausflugsziel: Der Kurwaldpark in Bad Lippspringe. Foto: Gartenschau Bad Lippspringe
Gartenschausommer wirkt nachhaltig
Für Bad Lippspringe markierte die Landesgartenschau 2017 einen Aufbruch in bessere Zeiten. Viele Jahre hatte der traditionsreiche Kurort im Kreis Paderborn unter der Gesundheitsreform gelitten, die Mitte der 1980er Jahre die Kur praktisch aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen strich. Als Folge kamen deutlich weniger Gäste in den Ort. Auch die dort ansässigen Reha-Kliniken litten. Bereits der Zuschlag für die Landesgartenschau im Jahr 2011 brachte Bewegung in den Ort, berichtet Gartenschau-Sprecher Matthias Hack: „Im Zuge der Planungen und Bauarbeiten für die Landesgartenschau sind umfangreiche Fördermittel nach Bad Lippspringe geflossen. Zudem haben sich die Kliniken mit einem veränderten Profil neu aufgestellt. Das alles hat dem Ort die Möglichkeit gegeben, sich zeitgemäß weiter zu entwickeln“.
Der Kurwald wurde mit einer neuen Wegeführung und Gärten sowie außergewöhnlichen Spielplätzen neu gestaltet. Und auch im Umfeld des Parks wurde in die Infrastruktur investiert, so dass sich wieder vermehrt Gastronomie ansiedelte. Rund 590.000 Besucher zählte die Landesgartenschau in Bad Lippspringe 2017 schließlich. Heute, sechs Jahre nach dem Veranstaltungssommer, kommen weiterhin rund 200.000 Besucher pro Jahr in den Park; rund 10.000 Bürger besitzen eine Dauerkarte. „Nach Abschluss der Landesgartenschau haben wir nahtlos mit Programmen und mehrwöchigen Veranstaltungsreihen angeknüpft. Zusammen mit den Kliniken und der Westfalentherme trägt dieses Angebot dazu bei, dass eine steigende Zahl von Ausflüglern und Übernachtungsgästen in den Ort kommt“, so Hack. Er ist überzeugt, dass der Gartenschausommer nachhaltig gewirkt hat. So verzeichne Bad Lippspringe seit einigen Jahren wieder steigende Einwohner- und Geburtenzahlen.
Auch in Höxter soll die Landesgartenschau nachhaltig wirken. Zwar werden dort nach dem Abschluss der Schau am 15. Oktober 2023 Schaugärten oder auch einige Bühnen abgebaut. Der Remtergarten, eines der Highlights am Schloss Corvey, soll aber weiter bestehen bleiben. Im Vorfeld des Veranstaltungssommers wurden unter anderem der Bahnhof Höxter saniert und die Weserterrassen umgebaut. Auch ohne Blumen bleiben diese Orte als Erbe der Gartenschau für die Stadt dauerhaft erhalten.
Annette Kiehl, wsp